Die türkischen Islamverbände in Deutschland – ich glaube, das kann man nach vielen Jahren ihrer regen (und oft lautstarken) Betriebsamkeit sagen – legen keinen großen Wert auf eine wirklich gelungene Integration der türkischstämmigen Bürger in unsere Gesellschaft, im Gegenteil: sie schüren sogar noch die Spannungen zwischen Bürgern und Staat und tun alles, um das „Türkentum“ ihrer Klientel auch noch bis siebente Glied zu erhalten.
In den typischen Einwandererländern wie Kanada, Australien und den USA fühlt sich meist schon die zweite Generation völlig heimisch. Die Kinder der Einwanderer sind dort stolz, frischgebackene Amerikaner oder Australier zu sein, und ihre Eltern unterstützen sie dabei. Warum ist das bei den nach Deutschland eingewanderten Türken anders?
Es mag sein, daß ihre Religion dabei eine Rolle spielt, denn mit Bürgern aus anderen Nationen gibt es vergleichbare Probleme nicht. Ganz sicher aber haben die Islamverbände in Deutschland ganz wesentlich dazu beigetragen, daß sich immer mehr junge türkischstämmige Mitbürger (selbst in der dritten Generation!) nicht als Deutsche, sondern als Türken fühlen. Nicht wenige von ihnen sehen auf das Land, in dem (und von dem) sie leben, voller Verachtung herab.
Es ist nicht nur die Kriminalität, und es ist auch nicht nur der Terrorismus, um den es hier geht. Die Islamverbände, die zu einem guten Teil aus der Türkei gelenkt werden, haben – um es zurückhaltend auszudrücken – eine sehr schlichte Art, mit Problemen in ihren eigenen Reihen umzugehen. Schuld sind nämlich immer: die deutschen Behörden, die deutsche Regierung, die deutsche Islamophobie. Es gibt so gut wie keine Selbstkritik. Man ist gleich beleidigt, empört und verunglimpft oft bis zur Maßlosigkeit das Land, in dem man lebt.
So auch heute wieder. Aus Anlaß der Islamkonferenz beschimpft der inzwischen schon berüchtigte Vorsitzende der „Türksichen Gemeinde“, Kenan Kolat, den Gastgeber und droht mit dem Ende der Konferenz. Der Grund ist ganz einfach – und er betrifft fast alle diese rabiaten Verbände: bis auf zwei Punkte (Zwangsverheiratung und Gewalt in der Ehe) haben sie von den Problemen, die der Islam – nicht nur in Deutschland – verursacht, nichts hören wollen. Das Bedürfnis der Bevölkerungsmehrheit nach Sicherheit vor islamistischen Attentätern: kein Thema. Kolat möchte eine Islamkonferenz und keine „Sicherheitskonferenz“, wie er sagt. Der wachsende aggressive Antisemitismus unter muslimischen Jugendlichen: kein Thema, obwohl er in Berlin mit Händen zu greifen ist und in den französischen Banlieus bis zu tätlichen Angriffen gegen Juden geht.
Gottlob, muß man sagen, sind diese Verbände, über die etwa Regina Mönch und Necla Kelek in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung immer wieder (und nicht zu deren Freude) berichten, alles andere als repräsentativ für die in Deutschland lebenden türkischstämmigen Mitbürger. Die Islamverbände vertreten allesamt eher die Interessen von Erdogans Türkei, und auch für unsere Regierung besteht deshalb nicht der geringste Anlaß, ihnen so devot zu begegnen, wie sie es noch unter dem Innenminister Schäuble getan hat.