Alternsforschung – was ist das um Himmels willen?

Es gibt eine Wissenschaft, die sich Gerontologie nennt. Das Duden Universalwörterbuch definiert sie so:

Fachgebiet, auf dem die Alterungsvorgänge im Menschen unter biologischem, medizinischem, psychologischem u. sozialem Aspekt erforscht werden; Alternsforschung.

Beim letzten Wort hat mir der Atem gestockt. Alternsforschung? Ist da nicht ein Konsonant zuviel? Vielleicht ein Schreibfehler? Leider nicht – diese Sprachdummheit ist, wie sich schnell zeigt, beabsichtigt und sozusagen offiziell.

Duden locuto, causa finita.

Aber so leicht ist es nicht, lieber Duden. Ein lächerlich falsches Wort wird nicht einfach dadurch richtig, daß es im Duden (oder in einem anderen Wörterbuch) steht.

Alternsforschung – das ist eine beispiellose sprachliche Mißgeburt. Ich weiß, was die Gerontologen entschuldigend sagen würden: es gehe in ihrer Wissenschaft eben nicht um das Alter, sondern um den Prozeß des Alterns. Aber die Wissenschaft ist das eine, der rechte sprachliche Ausdruck dafür das andere.

Forschung über das Altern, das geht. Gerontologie geht auch. Aber „Alternsforschung“ – das geht überhaupt nicht.

Redakteure, die einem solchem Unwort auch noch die Weihen eines halboffiziellen Wörterbuchs der deutschen Sprache geben, sollte man zur Strafe in die Lokalredaktion einer Provinzzeitung schicken. Und zwar lebenslänglich – aber mindestens so lange, bis sie selbst zum Gegenstand der Alternsforschung geworden sind.

PS: Genauso haarsträubend die Formulierung „Fachgebiet, auf dem … Alterungsvorgänge erforscht werden“. Man kann auf dem Dach sitzen oder auf der grünen Wiese, man kann auch (bildlich) auf einem Felde bewandert sein. Aber auf einem Fachgebiet forschen? Nein.

Man kann nur etwas in einem Fachgebiet erforschen. Da könnte man dann zum Beispiel danach forschen, warum der Duden-Redaktion Kompetenz und Sprachgefühl immer mehr abhandenkommen.

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