Es ist jetzt schon wieder ein paar Jahre her. Eines unserer Kinder hatte eben sein Studium in Leipzig aufgenommen, und wir waren zum ersten Mal seit langer Zeit auf der Autobahn über das nördliche Hessen und Thüringen unterwegs nach Sachsen. Die bewaldeten Hügel der hessisch-thüringischen Mittelgebirge sind eine Augenweide, und man ist immer traurig, daß man nicht anhalten und ein paar Stunden darin wandern und entspannen kann.
Aber diesmal war alles anders.
Die ersten Windräder entdeckten wir schon auf hessischem Gebiet – aber was heißt Windräder? Das ist auch so ein Euphemismus: bei Windrädern denkt man egentlich an klapprige Holzkonstrukte in Kleingärten oder an die schönen alten Windmühlen von Mykonos und Kreta. Nein, das hier waren keine Windräder, sondern himmelhohe Stahl- und Betonpfähle auf den schönsten Höhen unserer Mittelgebirge.
Es gibt menschliche Bauwerke, die sich so gut in die Landschaft einfügen, daß sie zu einem Teil der Natur werden. Alte römische Brücken gehören dazu, Mühlen, Fachwerkhäuser, alte Kirchen oder reetgedeckte Höfe im Norden. Das sind die Bilder, wie sie Kinder gern malen, schon im Kindergarten.
Und dann gibt es das Gegenteil: Waschbetonfassaden, die mit den Jahren immer häßlicher werden, Tankstellen, die fürchterlichen Zweckbauten aus den 60er und 70er Jahren. Gleichgültig, welche Nachbarschaft sie haben, sie fügen sich nie ein, sie sind rücksichtslos, aggressiv, sie beleidigen unseren Sinn für Schönheit und Harmonie. Und sie machen uns krank.
Schönheit und Harmonie aber brauchen wir wie das tägliche Brot! Es ist kein Luxus, es ist eine der Voraussetzungen für ein glückliches, zufriedenes Leben.
Die baulichen Sünden unserer Städte können wir nicht beseitigen. Aber wir haben ja noch die Natur, vor allem unseren Wald. Durch eine kluge, nachhaltige Bewirtschaftung ist er zu dem geworden, was er heute ist. Er gibt uns Ruhe, er tut der Seele gut – und vor allem unseren Augen.
Es ist eine unbeschreibliche Barbarei, ein Frevel, daß man gerade in die schönsten Mittelgebirgslandschaften diese stählernen, bösartigen Kolosse stellt. Schon jetzt ist es so, daß man ihnen in manchen Gegenden kaum noch entgehen kann, sobald sich ein freier Blick in die Landschaft bietet.
Und das ist ja erst der Anfang!
Wenn es nach den Grünen geht, für die die Natur offenbar nur noch zur Energiegewinnung da ist, wird sich die Zahl der Windkraftanlagen in den nächsten Jahrzehnten vervielfachen. Es werden schon Gesetze vorbereitet, die es den Gemeinden unmöglich machen werden, sich gegen diese Barbarei rechtlich zu wehren. Auch die SPD wird, um an die Macht zu kommen (oder an der Macht zu bleiben) ihr grünes Mäntelchen wieder herausholen und den alten Blaumann damit bedecken.
Gnade uns Gott, wenn es einmal soweit sein wird.