Jagdfieber

Jetzt also Annette Schavan. Da habt ihr aber wirklich ein edles Wild erlegt. Seid ihr stolz darauf? Natürlich seid ihr das. Ihr habt sie in die Enge getrieben und erlegt. Und was blast ihr am Ende der Jagd? Sau tot?

Es gibt hin und wieder Rentner, die jeden Tag durch die Straßen laufen und alle Falschparker aufschreiben. Sie legen fein säuberliche Listen an und übergeben sie der Polizei. Es sind erbarmenswerte Gestalten, der ganze Sinn ihres Lebens schrumpft auf diese armselige Hilfstätigkeit gegen ihre Nachbarn zusammen. Wenn man sie aber fragte – sie würden sagen: ich bin nur das ausführende Organ der Gerechtigkeit. Es ist doch nicht erlaubt, falsch zu parken! Ich gehöre zu den Gerechten, zu den Guten!

Ihr Jäger – ihr gehört auch zu den unerbittlich Gerechten, nicht wahr? Ihr seid frei von Fehl und Tadel. Ihr werft gern und mit Lust den ersten Stein. Und je größer das Wild ist, umso eifriger blast ihr zur Treibjagd.

Da gibt es freilich ein kleines Problem: wie die meisten „User“ gehört ihr zu einer Generation, die das Schummeln schon in der Schule gelernt hat. Wer von euch hat denn Hausarbeiten nicht per cut and paste angefertigt? Habt  ihr wirklich immer nur eigene Gedanken entwickelt? Nein: einfach im Internet surfen, die Fundstücke zusammenklatschen, ein bißchen verändern, damit es nicht auffällt – fertig. Diese „Arbeitsweise“ endet nicht mit dem Abitur.

25.000 Dissertationen erscheinen im Jahr – sicher viel zu viele. Im Schutz dieser großen Zahl hat man es leicht, nicht ertappt zu werden.

Da ist es doch viel einfacher, sich einen Prominenten herauszupicken und vorzuführen.

Es ist leichter – und es ist auch ein bißchen schäbig.

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