Ja, es gibt sie, die Helden von Timbuktu – und man sollte die französischen Soldaten ruhig dazuzählen. Als die UNO in ihrer bekannten Schläfrigkeit noch meinte, vor dem Herbst sei an ein Eingreifen gegen die islamistischen Barbaren nicht zu denken, hat die französische Armee auf Anweisung von Präsident Hollande nach längerem Zögern doch noch energisch eingegriffen. Sie hat damit die Barbarenhorden erst einmal daran gehindert, ihr Zerstörungswerk fortzusetzen.
Aber hier soll von einem anderen Helden die Rede sein. Sein Name ist Abba Alhadi. Man weiß nur, daß er 72 Jahre alt ist – und Analphabet. Er war einer der Aufseher in der alten Bibliothek von Timbuktu.
Und man weiß inzwischen, was er getan hat (nachzulesen in einer kleinen Meldung im heutigen Feuilleton der F.A.Z.): er hat Berge von unersetzlichen Manuskripten und Büchern aus Timbuktu gerettet. In Reis- und Hirsesäcken hat er sie – als Marktware getarnt – auf Lastwagen zum Niger gefahren und auf Booten nach Mopti geschmuggelt. Von dort wurden sie in Lastwagen nach Bamako gebracht – und waren in Sicherheit.
Zwei Wochen lang war er damit beschäftigt.
Abba Alhadi hat auf diese Weise aus der alten Bibliothek von Timbuktu, wo er seit vierzig Jahren Aufseher war, etwa 28.000 Texte gerettet.
Das muß man einmal miteinander vergleichen: während die UNESCO papierene Urkunden ausstellt und danach buchstäblich nichts tut, um ihr eigenes Weltkulturerbe auch praktisch zu erhalten, kommt ein alter Mann, der nicht einmal lesen kann, was er da rettet, und riskiert sein Leben für die Kultur und die Identität seiner Region.
Solche Menschen braucht die Welt! Sie handeln, während die hochdotierten UNO-Beamten noch sanft vor sich hinschlummern.
Und es gibt sie nicht nur in Mali. Überall in den von Krieg und Aufruhr verwüsteten (auch moralisch verwüsteten!) Ländern, in Ägypten, Afghanistan und anderswo, hat es mutige Menschen gegeben, die sich den geldgierigen Plünderern entgegengestellt und so ihr Leben für die Kultur riskiert haben.
Ihnen sollte man überall Denkmäler errichten – auf jeden Fall aber dem alten Abba Alhadi.
Er hat in dunklen Zeiten die Fackel der Kultur am Leben gehalten – ohne UNO, ohne Soldaten, ohne jede Hilfe, aber mit einem beispielhaften Mut.