Alles bestens – Strompreise sind kaum gestiegen!

Eine vierköpfige „Überwachungskommission“, die seit einem Jahr die Umsetzung der „Energiewende“ begutachtet, hat jetzt (hier nachzulesen) allen Ernstes behauptet, der Anstieg der Strompreise sei

nicht so dramatisch verlaufen wie in der Öffentlichkeit oft dargestellt. „Der Anteil der Ausgaben für Elektrizität am nominalen Bruttoinlandsprodukt liegt mit 2,5 Prozent im Jahr 2011 auf dem Niveau von 1991“, betonen die Forscher.

Das ist an Dreistigkeit kaum mehr zu überbieten. Einmal interessiert mich nicht der durchschnittliche Anteil der Strompreise am Bruttoinlandsprodukt, sondern ihr Anteil an meinen Familienausgaben. Zum anderen – und das grenzt schon an eine Täuschung der Öffentlichkeit – ist dabei nicht einmal das Jahr 2012 berücksichtigt, geschweige denn das kommende Jahr, in dem eine Welle von Preiserhöhungen auf uns zurollt. Hier soll also angesichts der schwindenden Akzeptanz für die Energiewende mit allen Mitteln beschwichtigt werden.

„Mehr Mäßigung in der Strompreisdebatte“ fordern die (von der Regierung beauftragten!) „Experten“. Da werden sie wenig Glück haben.

Die Kommission übt auch ein bißchen Kritik: der Ausbau von Windkraftanlagen und Leitungen müsse besser koordiniert werden, die Energieeffizienz solle gesteigert werden usw. Aber der Ausbau der erneuerbaren Energien verlaufe „insgesamt positiv“.

Wie man da zu reißerischen Überschriften wie“Mieses Zeugnis für Umsetzung der Energiewende“ (Focus) oder gar „Verheerendes Zeugnis für Umsetzung der Energiewende“ (nachrichten.de) kommen kann, ist mir schleierhaft – zumal die Artikel selbst die Überschrift Lügen strafen. Aber dieses journalistische Verhalten, nämlich: handzahmen Artikeln einen reißerischen, oft sogar irreführenden Titel zu geben, liegt im Trend. Zum Glück gibt es dankenswerterweise immer noch eine Handvoll seriöser Zeitungen in Deutschland, die solche Mätzchen nicht nötig haben.

Ach ja, ein kleiner Nachtrag noch. Kennen Sie Lucia Puttrich? Sie ist Umweltministerin in Hessen, strotzt vor umweltpolitischer Kompetenz und kann gar nicht genug „schöne Maschinen“ (so nennt Kretschmann die Windkraftmonster) in Hessen haben. So langsam wird sie zu meiner Lieblingsministerin (ich habe schon mehrfach über sie berichten müssen). Heute hat sie für die F.A.Z. einen Gastbeitrag geschrieben, dessen geistreichen Titel ich hier, ganz entgegen meiner Gewohnheit, unkommentiert zitiere:

Meckern über Strompreise ist keine Lösung.

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