„Energiepflanzen“ – für viele Vogelarten eine tödliche Bedrohung

Falls Sie Interesse an einer intakten, lebendigen Natur und an dem verhängnisvollen Anbau sog. „Energiepflanzen“ haben, sollten Sie unbedingt den Artikel „Unheimliche Feldruhe“ von Carl-Albrecht von Treuenfels in der gestrigen F.A.Z. lesen. Er ist erfreulicherweise auch online verfügbar.

Von den 260 Brutvogelarten in Deutschland wird bei 40 Arten ein dramatischer Rückgang verzeichnet. Es sind gerade jene Arten, die auf offene Flächen, also Acker- und Grünland, angewiesen sind. Sie finden immer weniger Nahrung. Ein Grund: der immer hemmungslosere Anbau der Energiepflanzen Raps und Mais, die in unseren Fahrzeugmotoren verbrannt werden. Der Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) hat einen eindeutigen Zusammenhang zwischen der Energiewende und dem Vogelbestand festgestellt: von 30 untersuchten Vogelarten konnten nur vier ihren Bestand halten, mit allen anderen ging es bergab. In Brandenburg stellte man fest, daß die Auswirkung des Klimawandels auf die Vögel noch „schwach“ ist, während die „Auswirkungen der Klimapolitik (Energiepolitik) dagegen dramatisch sind“.

Das ist eine geradezu absurde Situation: die energiepolitischen Maßnahmen, mit denen man ja eigentlich dem Klimawandel Einhalt gebieten will, stellen sich zumindest heute als fataler heraus als der Klimawandel selbst. Diese komplexen Zusammenhänge werden von den großen Naturschutzverbänden fast vollständig ignoriert. An ihrer Spitze stehen offenbar nur noch politisch orientierte, den Grünen nahestehende Menschen, die auf Biegen und Brechen die Energiewende durchsetzen wollen – da spielt die Existenz von 30 oder 40 Vogelarten keine Rolle mehr. So etwas wird, wenn man die Dinge von der hohen politischen Warte aus betrachtet, zu einem läppischen Kollateralschaden.

Dank der „ausgefeilten Erntetechnik“ sind die Äcker praktisch frei von Körnern. Und Wiesen und Weiden, von denen auch viele Vögel abhängig sind, werden immer häufiger in Maismonokulturen umgewandelt. Beim Schutz der Natur auf die freiwillige Mitarbeit der Bauern zu setzen, schreibt Carl-Albrecht von Treuenfels,

wäre fatal. Nicht wenige haben den Bezug zur Natur verloren. Wenn sie in den klimatisierten Kabinen der Traktoren und Mähdrescher sitzen, bekommen sie von der Restnatur rundherum wenig mit. Manche Funktionäre meinen, die Bauern wüssten selbst am besten, wie sie mit der Natur umzugehen haben. Doch das stimmt nicht. Wenn der Frühling über den Feldern und Wiesen nicht stumm werden soll, muss die Landwirtschaft mit dem amtlichen und privaten Naturschutz zusammenarbeiten.

Da muß man freilich fragen, ob die Führungsriegen der großen Naturschutzverbände überhaupt noch ein Gespür für solche Fragen haben. Wenn man ihre Stellungnahmen zur Energiepolitik liest, ist davon jedenfalls wenig zu spüren. Die „große Politik“ und die Energiewende sind ihnen offenbar viel wichtiger als das Überleben von ein paar Dutzend Vogelarten.

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