Betr.: Pussy Riot – Ein Brief an den Genossen Putin

Werter Genosse Wladimir Wladimirowitsch Putin,

eines muß man Dir lassen: Du bist immer für eine Überraschung gut. Da hat doch diese Punkgruppe mit dem unanständigen Namen die Mutter Kirche besudelt, und dafür ist sie, ganz in Deinem Sinne, ins Arbeitslager geschickt worden. Das hätte Väterchen Stalin nicht anders gemacht. Aber in Wirklichkeit ist es gar nicht um die Schändung der Kirche gegangen, das hast Du jetzt unserer Kanzlerin offenbart – es waren antisemitische Äußerungen der Punkband, für die sie bestraft worden sind! Das ist zwar in dem Prozeß nirgends zur Sprache gekommen, aber wenn Du es sagst, Wladimir Wladimirowitsch, muß es ja stimmen. Wer käme schon auf die Idee, daß der große Putin die Unwahrheit sagt! Und wenn einer auf die Idee käme, wäre er bestimmt – schwuppdiwupp – auch im Straflager. Schon deshalb wird keiner auf so eine Idee kommen.

Aber jetzt seien wir einmal ehrlich, Wladimir Wladimirowitsch: wir wissen doch beide, warum diese Frauen wirklich im Straflager sind. Nicht weil sie einen Hang zum Obszönen haben, auch nicht, weil sie die Kirche beleidigt haben, und schon gar nicht, weil Du ihnen jetzt nachträglich einen Antisemitismus andichtest. Nein, sie sind im Straflager, weil sie Dich, Wladimir Wladimirowitsch, gekränkt und beleidigt haben. Wegen Majestätsbeleidigung schuften sie im Arbeitslager!

Denn wir leben in einer Zeit, in der die Verfassung von Mütterchen Rußland allmählich zu einem einzigen Artikel zusammenschrumpft, und der heißt:

Die Würde des Putin ist unantastbar.

Mit schönen Grüßen
Dein Lupulus aus dem feindlichen Ausland.

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