Ich habe die Frankfurter Rundschau irgendwann in den 70er Jahren abonniert und bin ihr, wenn ich mich recht erinnere, fast 20 Jahre treu geblieben. Natürlich verändern sich auch mit den Jahren die politischen Ansichten (schon deshalb, weil sich mit dem Alter die ganze Perspektive auf die Welt verändert). Deshalb wird man selten ein und dieselbe Tageszeitung von der Wiege bis zur Bahre lesen.
Es ist fast wie in einer Ehe, auf der kein Segen mehr liegt. Irgendwann, ohne daß man so recht den Grund versteht, mag man seine Zeitung nicht mehr. Man blättert ein bißchen in ihr herum, aber die rechte Liebe ist es nicht mehr. Die Zeit , als man noch fuchsteufelswild wurde, wenn sie einmal nicht im Briefkasten war, ist vorbei.
So ist es mir mit der Frankfurter Rundschau ergangen. Die politische Richtung kam mir irgendwann ein bißchen verstaubt vor, und das Feuilleton war fast unerträglich. Aber eines war immer gut: die regionale Berichterstattung. Sie vermisse ich sehr. Keine Zeitung hat je so liebevoll, so warm über die Menschen in unserer Region berichtet. Gerade darauf am Ende zu verzichten, um ein Bein in der Hauptstadt zu haben, das könnte der guten alten FR den Todesstoß versetzt haben. Auch eine unsägliche Kolumne wie die von Mely Kiyak hat ihre Beliebtheit sicher nicht gesteigert.
Aber wenn ich auch die politische Ausrichtung der Rundschau schon lange nicht mehr teile und ihren Niedergang nur noch aus der Ferne beobachtet habe: sie war seit der Nachkriegszeit eine der wichtigen – und eine der wirklich guten! – deutschen Tageszeitungen.
Es ist traurig, daß sie so ein Ende genommen hat.