Es gibt einmal wieder eine neue „Studie“. Diesmal kommt sie von der OECD, und sie prophezeit (hier nachzulesen), daß die deutsche Wirtschaft bis 2060 fast bis zur Bedeutungslosigkeit schrumpfen wird.
Und was sind die „größten Gewinner der Welt“? Man lese und staune: Mexiko, Brasilien, Rußland und Großbritannien, aber vor allem die „Schwellenländer“ Indien und Indonesien. Und natürlich China.
Haben wir da nicht ganz wunderbar demokratische Musterstaaten auf einem Haufen? Sollen wir denen jetzt nacheifern?
Natürlich nicht politisch, würde die OECD antworten, es geht doch nur um die wirtschaftliche Entwicklung! Nennen wir es trotzdem Kühnheit, daß niemand das Wetter der kommenden Woche vorhersagen kann, die OECD aber allen Ernstes glaubt, in ihrer Glaskugel den wirtschaftlichen Zustand der Welt im Jahr 2060 zu sehen.
Was aber, so darf man doch wohl fragen, geschieht zum Beispiel mit der chinesischen Wirtschaft, wenn das chinesische Volk beschließt, das korrupte kommunistische Regime zum Teufel zu jagen? Was wird wirtschaftlich aus einem „Rußland ohne Putin“, wie es viele Russen herbeisehnen? Was wird aus einem Indonesien, wenn es beschließt, seine Naturschätze nicht mehr für ein paar Silberlinge an die internationalen Konzerne zu verkaufen? Solche Wendungen zum Guten kommen in den Berechnungen der OECD nicht vor. So etwas interessiert die OECD nicht – mich freilich interessiert gerade das sehr.
Was uns die OECD da an Vorbildern hinstellt, sind Schurkenstaaten, autoritäre Regime, Länder, die ohne Rücksicht ihre nationalen Schätze verkaufen. Daran sollen wir uns messen? Sollen wir jetzt auch so werden wie sie, nur damit wir in einer dummen Statistik ein paar Plätze nach oben rücken?
Ich bin heilfroh, daß wir nicht so sind wie China, Indonesien, Mexiko oder Rußland. Da nehme ich gern in Kauf, daß uns die OECD mit ihrem wirtschaftlichen Tunnelblick auf dem absteigenden Ast sieht. Man muß geistig schon sehr dürftig ausgestattet sein, wenn man die Qualität des Lebens nur nach wirtschaftlichen Kennziffern bewertet.