Haben türkische Gastarbeiter das ausgeblutete Deutschland gerettet?

Der Artikel der Welt über den Besuch des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan in Deutschland malt den Gast ungewöhnlich liebevoll: er sei „schlank und beweglich“, heißt es da, „mit wachen Augen und sparsamen, aber eindringlichen Gesten.“ Und dann bietet Erdogan der EU sogar noch Kredite an!

Der User mit dem vielsagenden Namen 94133 geht noch weiter und kommentiert den Erdogan-Artikel so:

Als unser Land am Boden lag und ausgeblutet war, haben Gastarbeiter aus der Türkei und Italien geholfen, dass Wirtschaftswunder aufzubauen. Oder wollen sie tatsächlich den großen Anteil der Gastarbeiter am Wiederaufbau Deutschlandes bezweifeln?

An diesen Sätzen ist so ziemlich alles falsch, was falsch sein kann. Der „Wiederaufbau“, das war die Zeit der Nachkriegsjahre – da kann ich ein bißchen mitreden, denn in dieser Zeit bin ich geboren. Da waren weder Türken noch Italiener im Land, wieder aufgebaut haben „unser Land“ die „Trümmerfrauen“, die Witwen, die Mütter und Töchter, denn die meisten Männer waren im Krieg geblieben. Das Wirtschaftswunder kam dann in den 50er Jahren – und noch immer war nicht ein einziger Gastarbeiter im Land. Die kamen erst in den 60er Jahren, und wenn einer schreibt, daß Deutschland damals ausgeblutet am Boden lag, sollte er sich auf seinen Geisteszustand  untersuchen lassen.

Aber so ist das im Internet – da kann jeder ungestraft (und ungefiltert!) den größten Unsinn erzählen, und niemand kann ihn daran hindern.

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