Erst Bushido – und jetzt auch noch Sido!

Das möchte ich hier einmal ganz klar festhalten: Bushido ist und bleibt mein Lieblings-Rapper! Seine feinfühligen Äußerungen, seine klugen Raptexte, aber vor allem seine beeindruckende Autobiographie – noch spannender als die von Fabian Hambüchen! – haben es mir angetan.

Aber jetzt: Sido! Sido und Bushido – Rapper, die sich aufeinander reimen, wunderbar. Sido (31), der eigentlich auf den völlig unrapperigen Namen Paul Hartmut Würdig hört, ist aber noch viel mehr multikulti als Bushido. Sein Vater ist Deutscher, seine Mutter Sinti, und zu einem Achtel ist er, wie man in der Wikipedia nachlesen kann, iranisch.

Nun ist Sido aber aus einem ganz anderen Grund in die Schlagzeilen gekommen. Er hat sich nämlich in einem Fernsehstudio geprügelt, und zwar nach der Live-Sendung „Die große Chance“ im ORF. Dabei ging der Fernseh-Moderator Dominic Heinzl (48) zu Boden. Der Moderator kann noch von Glück sagen, denn wenn das stimmt, was man so über die Rapper in den USA liest, wäre Heinzl dort nicht mit einem blauen Auge, sondern mit einer Schußwunde davongekommen.

Der Rapper soll (nach den hier veröffentlichten Zitaten) Heinzl mit folgenden liebevollen Worten bedachten haben, bevor seine Fäuste flogen:

Du kriegst so in die Fresse von mir, dass sich dein Gesicht dreimal im Kreis dreht.

Auch eine der anderen im Milieu üblichen Liebeserklärungen soll gefallen sein:

Du Hurensohn. Zum Glück bist du so alt, daß deine Mutter schon tot ist. Deine Mutter ist eine Hure!

Aber das hat man ja alles schon oft gehört (wenn auch nicht unbedingt im öffentlich-rechtlichen Fernsehen) – ich möchte eigentlich etwas ganz anderes erzählen. Die ORF-Fernsehdirektorin Zechner hat Sidos Entlassung nämlich eine kleine Liebeserklärung vorausgeschickt:

Ich bin extrem enttäuscht, da ich Sido als Künstler, Juror und auch als polarisierende Persönlichkeit schätzen gelernt habe.

Sie hat ihn als „Künstler“ und „als polarisierende Persönlichkeit“ geschätzt – das erinnert doch sehr an die unerträglichen Rühmungen des Burda-Verlags, in denen sich der Rapper Bushido vor einiger Zeit noch sonnen durfte.

Es ist eine merkwürdige erotische Beziehung des Feuilletons zum Vulgären und Bösen, das man wohl nur tiefenpsychologisch erklären kann.

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