Der neue Tatort aus Dortmund

Über die Rezensionen kann ich mich nur wundern. „Charaktere mit Identifikationspotential“ sieht zum Beispiel der STERN-Kritiker. Wir haben den Film zu viert angesehen – zwei von uns haben sich nach zehn Minuten verabschiedet, wir anderen haben noch eine halbe Stunde durchgehalten und dann abgeschaltet.

Manchen mag so ein cooler Typ ja gefallen, der auf Fragen seiner Kollegen nicht antwortet und keine angebotene Hand schüttelt. Mir nicht. Angesichts einer solchen Kunstfigur aus der Jungbullenzucht unserer heutigen Drehbuchautoren wird erst deutlich, was für starke Charaktere (und was für wunderbare Schauspieler!) wir schon beim Tatort hatten – von Haferkamp, Trimmel und Finke über Sänger und Dellwo bis zu Batic, Leitmayr und Borowski.

Das waren und sind wirkliche Charaktere, und nicht dünne Projektionen des Lifestyles. Man wird das Gefühl nicht los, daß die TV-Kommissariate heute so gecastet werden wie die synthetisch zusammengestellten boy groups oder Girlie-Bands: sie sollen perfekt den Wünschen der Zielgruppen entsprechen – und sind dann auch entsprechend langweilig.

Synthetisch eben.

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