Der Islam und die Toleranz

Sagen wir es einmal ganz klar: Toleranz heißt nicht, den anderen einfach nur am Leben zu lassen. Würde man Toleranz so definieren, dann könnte man etwa die osmanische Herrschaft über große Teile Europas, Vorderasiens und Nordafrikas seit dem Beginn des 15. Jahrhundert tatsächlich als einigermaßen tolerant bezeichnen. Christen und Juden wurden geduldet, soweit sie brav ihre Kopfsteuer zahlten. In manchen Gegenden konnten sie sogar eine Art Selbstverwaltung aufbauen – auch weil die Hohe Pforte gar nicht genug Beamte und Soldaten hatte, um sich um alles selbst zu kümmern. War das also Toleranz?

Natürlich nicht. Es war die Gnade des Herrschers, der die Ungläubigen in seiner Großzügigkeit am Leben ließ. Mit Toleranz in unserem Sinn hat das nun wirklich gar nichts zu tun. Niemand war auf Augenhöhe mit dem osmanischen Herrenvolk. Trotzdem war es keine absolutistische oder gar totalitäre Herrschaft, wie man sie aus dem 20. Jahrhundert kennt. Den Juden zum Beispiel ging es im osmanischen Reich besser als in den meisten anderen europäischen Ländern, und auch die Griechen hatten, solange sie die Steuern abführten, auf manchen Inseln einen Hauch von Freiheit.

Aber wehe, wenn sie die echte Freiheit einforderten! Chios zum Beispiel, eine blühende Insel, die sich dem griechischen Freiheitskampf gar nicht angeschlossen hatte, wurde im April 1822 von den Osmanen vollständig verwüstet, weil sich ein paar hundert griechische Freiheitskämpfer dort  eingenistet hatten. Zehntausende wurden buchstäblich abgeschlachtet, der Rest in die Sklaverei verschleppt.

Aber Toleranz gibt es nur auf Augenhöhe. Wer den „Ungläubigen“ den Kopf abschlagen will, ist niemals tolerant. Wer auf eine „Beleidigung“ der eigenen Religion mit Mord und Totschlag und Brandschatzung reagiert, sollte das Wort „Toleranz“ nie mehr in den Mund nehmen. Gewaltausübung im Namen der Religion ist die größte denkbare Gotteslästerung, und dieser Lästerung Gottes haben sich in den letzten zwei, drei Jahrzehnten fast nur Muslime schuldig gemacht. Gehen sie deshalb in sich? Nein. Es fehlt bei ihnen fast vollständig an einer Kultur der Selbstbeschauung, des Nachdenkens über die eigene Schuld (und die kollektive Schuld der Religionsgemeinschaft). Es gibt in diesen männlich dominierten Gesellschaften nichts, was dem christlichen mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa entspricht. Dem steht schon das Gebräu aus Stolz, Ehre und Gewalt entgegen. Das christliche Credo, daß der Schwache, der Kleine, der Unbedeutende am Ende stärker ist als alle Starken, davon ist der Islam weit, weit entfernt. Übrigens haben auch die alten Römer nur Spott und Verachtung für diese merkwürdige „jüdische Sekte“ gehabt, auch sie haben ja immer – wie heute die Muslime – die männliche Stärke angebetet.

Sie wurden bald eines besseren belehrt.

Ich habe vorhin im Spiegel (hier nachzulesen) in einem Artikel zwei Meldungen gelesen, die den Unterschied zwischen den Religionen fast exemplarisch deutlich machen. Der 85jährige Papst, der sich noch einmal in den Hexenkessel des Nahen Ostens gewagt hat, fordert eine Kultur des Friedens und der Brüderlichkeit, weil die Probleme dort sonst nicht gelöst werden könnten. Gleichzeitig haben Muslime in Sydney mit schwarzen Fahnen demonstriert, auf denen zu lesen war: „Enthauptet all jene, die den Propheten beleidigen.“

Es ist dieses dumpf-männliche, zornige, haßerfüllte Geschrei, das hier im Westen niemand mehr hören will. Wer seine Freude daran hat, Ungläubige zu enthaupten, möge das in Pakistan oder Saudi-Arabien tun – in Sydney oder Ney York oder Frankfurt hat er nichts zu suchen. Wer sein Vergnügen an der Scharia findet, kann sich eine neue Heimat gleich aus einem Dutzend oder mehr Ländern aussuchen. Warum bleibt er in einem Land, in dem er sich unverstanden und beleidigt fühlt? Ich verstehe es wirklich nicht.

Jedes Volk will nach seiner Façon leben. Ich zum Beispiel bin auch stolz auf mein Land: aber eben nicht, weil es – wie der Islam – seine Religion anderen mit Feuer und Schwert aufgezwungen hat (die Zeiten sind in Europa gottlob seit Jahrhunderten vorbei). Nein, ich bin stolz darauf, daß wir es zum Beispiel gewagt haben, unsere heilige Schrift, die Bibel, der historischen Forschung auszuliefern. Die Religion hat dadurch nur gewonnen. Niemand hat bei uns einem Historiker den Kopf abgeschlagen, weil der über Jesus etwas Ketzerisches geschrieben hat. Gerade Papst Benedikt, den viele Deutsche in letzter Zeit so unfreundlich behandeln, hat, indem er die Vernunft  (und den Gebrauch der Vernunft!) zu einer der schönsten Gottesgaben erklärt hat, zur Versöhnung von Glauben und Vernunft viel mehr beigetragen, als seine Gegner wahrhaben wollen.

Zwischen einer so klugen, in Jahrhunderten gereiften geistigen Einstellung und dem rohen, gewalttätigen, auf einen oberflächlichen Ehrbegriff gegründeten Verhalten der Muslime, wie man es leider jetzt wieder überall beobachten kann, liegen Welten.

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