„Vive le Québec libre!“

Wer schon älter ist, erinnert sich vielleicht noch an den skandalösen Auftritt des französischen Präsidenten de Gaulle im Jahr 1967, als er vor 100.00 Menschen in Montreal „Vive le Québec libre!“ rief und damit die Spannungen zwischen der englischsprachigen Mehrheit in Kanada und der französischsprachigen Provinz Québec anheizte. Als ob es in Kanada damals Unterdrückung und Folterkeller gegeben hätte!

Aber diese Lust, sich abzuspalten und einen eigenen Staat zu gründen, grassiert auch heute. Das Kosovo ist als Staat kaum überlebensfähig, aber da kann man den Wunsch nach Selbstbestimmung – nach den fürchterlichen Greueltaten der Serben – noch verstehen. Auch die Abspaltung des Südsudan, der lange unter den mörderischen Angriffen des muslimischen Nordens gelitten hat, kann man nachvollziehen.

Aber Québec? Jetzt hat, ein halbes Jahrhundert nach de Gaulles Brandstiftung, Pauline Marois die Provinzwahlen in Québec gewonnen. Sie will aus ihrer Provinz einen unabhängigen Staat machen. Welche Lunte sie damit an das friedliche Miteinander in Kanada legt, kann man auch an dem (offenbar englischsprachigen) Attentäter sehen, der am Dienstag während ihrer Siegesrede um sich schoß und einen Menschen tödlich traf. Von Irland und vom Baskenland mit seinen Mörderbanden wollen wir gar nicht erst reden.

Und selbst der Freistaat Bayern soll jetzt eine selbständige und unabhängige Republik werden. Das fordert jedenfalls Wilfried Scharnagl in seinem neuen Buch Bayern kann es auch allein (ich habe es noch nicht gelesen). Oder soll Bayern etwa – wie in der guten alten Zeit – wieder ein Königreich werden? Das Haus Wittelsbach gibt es ja noch.

Scharnagls Vorschlag ist wohl nicht so ganz ernst gemeint, er ist ein eher bizarres, aber doch auch irgendwie interessantes Gedankenspiel. Ansonsten liegt auf diesen separatistischen Bestrebungen kein Segen. Oft schüren die Separatisten sehr geschickt den Haß zwischen den Bevölkerungsgruppen. Zu den Friedfertigen, Versöhnlichen gehören sie fast nie. Es ist eben viel einfacher, die Menschen zu Haß und Gewalt anzustacheln, als Gegensätze (und Menschen!) miteinander zu versöhnen.

Da wäre, wenn man den Auftrag der Bergpredigt – „Selig sind die Friedensstifter“ – ernst nimmt, noch viel zu tun. Aber vielleicht entdeckt man ja demnächst ein „Haß-Gen“ in der menschlichen DNA. Da es schon ein Gottes-Gen, ein Haarausfall-Gen und noch tausend andere Gene gibt, würde sich darüber wohl niemand wundern.

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