Lebe wohl, kleine Glühbirne!

Du hast öffentliches Ärgernis erregt, kleine Glühbirne – vor allem bei den Moralaposteln in Brüssel. Ja, schämst du dich denn gar nicht? Glühst einfach vor dich hin, zwar mit einem sanften, angenehmen Licht, aber ohne allerhöchstes Plazet der europäischen Scharfrichter? Jetzt hat dein letztes Stündlein geschlagen.

Das hast du davon!

So, und jetzt wird einmal Tacheles geredet.

Bin ich ein mündiger Staatsbürger oder nicht?

Ich lasse mich immer gern überzeugen – mit Argumenten. Aber ich lasse mich nicht von irgendwelchen hochbezahlten bürokratischen Hanseln entmündigen. Als die Brüsseler Bürokraten noch gar nicht an Energiesparlampen dachten, hatten wir schon mehrere Räume damit ausgerüstet. Aber es gibt Zimmer, in denen wir ein warmes Licht haben möchten (im Wohnzimmer zum Beispiel), und es gibt Zimmer, in denen man nicht fünf Minuten warten möchte, bis die Glühbirnen ihre maximale Helligkeit erreicht haben. Ich sehe nicht ein, daß mir ein Energiekommissar Oettinger (oder einer seiner Vorgänger) vorschreiben darf, welche Glühbirne ich in welche Fassung schraube. Da hört der Spaß wirklich auf.

Vor allem handelt es sich hier um eine sehr selektive Moral. Man straft nur Produkte ab, wo wenig Widerstand zu erwarten ist. Das Rauchen wird immer mehr eingedämmt – aber warum steht nicht auf jedem Neuwagen „Autofahren kann tödlich sein“? Warum weisen alkoholische Getränke keinen Warnhinweis auf? Warum ist der Kerosinverbrauch in Flugzeugen fast überall steuerfrei?

Warum ist die Massentierhaltung in Deutschland fast überall noch an der Tagesordnung? Gegen einzelne Tierhalter, die ein Tier nicht artgerecht halten, wird sofort mit der ganzen Härte des Gesetzes vorgegangen, aber die Massentierhaltung kommt dank guter Lobbyarbeit immer noch fast ungeschoren davon.

Es ist – wie bei der Glühlampe – eine bloße Symbolpolitik. Seht nur her, wir tun euch doch etwas Gutes, rufen uns die Brüsseler Bürokraten zu, während sie uns in Wirklichkeit zu unmündigen kleinen Kindern machen, denen man vorschreiben kann, was sie noch essen und wo sie noch rauchen dürfen – und welche Glühbirne ihnen leuchten darf.

Mit dem Europa, an das Adenauer, Robert Schuman, Jean Monnet und Carlo Schmid dachten, hat diese monströse, demokratisch kaum beherrschbare Bürokratie nichts zu tun.

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