Zur Palme haben die meisten Menschen ein ganz besonderes Verhältnis: mit ihr assoziiert man Urlaub, tropische Wärme, Südsee, Oasen in der Wüste, Sandstrände. Aber natürlich waren verschiedene Palmenarten auch schon immer von wirtschaftlichem Interesse: die Kokospalme, die überall in den Tropen angebaut wird, ist so ein Fall. Fast alles an ihr wird genutzt, die Kokosnuß selbst natürlich mit Fruchtfleisch und Kokoswasser, es gibt Kokosmilch, Kokosfasern, Palmenherzen (als Salat), Palmwein, Palmhonig. Aus dem Stamm der Kokospalme hat man Boote, Hütten und Möbel gebaut, aus den Palmwedeln Dächer.
Dieser nachhaltige Umgang mit einer so segensreichen Pflanze nähert sich in unserer globalisierten Welt langsam dem Ende. Jetzt scheint eine andere Palme einen viel gefährlicheren Siegeszug anzutreten: die Ölpalme (Elaeis guineensis).
Diese Palme (das Bild habe ich der Wikipedia entnommen) wird nun ganz und gar nicht mehr von den einheimischen Völkern für ihre eigenen Bedürfnisse angebaut, ganz im Gegenteil. Die großen Ölpalm-Plantagen arbeiten schon lange vor allem für die internationalen Lebensmittel- und Kosmetikkonzerne. Palmöl ist ein Grundstoff für Margarine, Schokolade, Fritierfette, Glasuren und Süßwaren, es findet sich in Waschmitteln und Kosmetika, neuerdings wird es auch (auf immer größeren Anbauflächen) als „Biodiesel“ in unseren Autos verbrannt.
An dem dummen Geschwätz von „nachhaltigen Energiepflanzen“ waren die ihren grünen Wurzeln längst entfremdeten, mehr und mehr technologisch denkenden Grünen von Anfang an schuldhaft beteiligt. Daß sie sich in letzter Zeit, auch gedrängt von der eigenen Basis, kritischer äußern, ist begrüßenswert, kann aber die Folgen nicht mehr verhindern. Jetzt werden Regenwälder gerodet, damit an ihrer Stelle gigantische Monokulturen aus Ölpalmen für den Export gepflanzt werden können. In Indonesien zum Beispiel, das ohnehin kaum Hemmungen hat, seine Natur meistbietend an die internationalen Konzerne zu verkaufen, sind allein bis 2005 neue Palmölplantagen auf einer Fläche von drei Millionen Hektar entstanden, in Malaysia sind es fast zwei Millionen Hektar. Durch Brandrodungen wird der Regenwald zerstört, dann entstehen auf den gerodeten Flächen Ölpalm-Monokulturen bis zum Horizont, die nur unter gewaltigem Einsatz von Bewässerung und Pestiziden am Leben gehalten werden können. Das Aussterben des Orang-Utans, dessen letzte Refugien dadurch immer mehr schrumpfen, ist wahrscheinlich nicht mehr zu verhindern.
Inzwischen hat auch in Südamerika der Flächenverbrauch für die Ölpalme riesige Ausmaße angenommen. In Ecuador, Kolumbien und Brasilien werden dafür immer mehr Flächen vernichtet, vor allem das Amazonasgebiet weckt die Begehrlichkeit von Regierung und Wirtschaft. „Das Palmöl ist unser grünes Erdöl“, meinte der brasilianische Senator Flexa Ribeiro. Unter den Abnehmerländern rückt das energiehungrige und ökologisch ohnehin völlig hemmungslose China immer weiter nach oben. Aber auch Indien und Pakistan sind ganz vorn dabei – und die EU.
Der ständige anwachsende Protest von Umweltverbänden wie WWF oder Rettet den Regenwald gegen diese Entwicklung hat dazu geführt, daß sich die betroffenen Regierungen und Konzerne zu beschwichtigenden Maßnahmen herablassen: man setzt sich an runde Tische, redet von der Zertifizierung der Nachhaltigkeit und verspricht, Ölpalmen nur noch auf Brachland anzubauen. Nichts davon sollte man glauben.
Die einzige ernstzunehmende Gegenmaßnahme wäre ein vollständiges Importverbot für Palmöl. Aber selbst wenn das in Deutschland oder der EU durchzusetzen wäre – China, Indien, Pakistan und die anderen (in letzter Zeit hochgelobten) „Schwellenländer“ würden sofort in die Bresche springen.
Fast wäre man geneigt, hier von einer „Achse des (ökologisch) Bösen“ zu reden.