Es gibt im Journalismus immer einmal wieder kleine Sternstunden: heute ist so eine, und sie findet in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung statt (unbedingt kaufen, wenn es noch ein Exemplar gibt). Auf den Seiten 2 und 3, die traditionell den größeren Reportagen vorbehalten sind, geht es um den Mais, der nicht mehr gegessen, sondern in Biogasanlagen und Motoren vernichtet wird.
Der Mais (das Bild oben hat Christian Fischer in der Wikipedia eingestellt) gehört nicht in unsere Landwirtschaft. Er ist in einem Ausmaß von Wasserzufuhr, Dünger und Pestiziden abhängig, daß einem übel wird, wenn man das alles liest. Und wenn man ihm „künstlich“ alles zuführt, was er braucht, hinterläßt er ausgelaugte, biologisch fast tote Böden. Damit ähnelt er den Eukalyptuskulturen, wie sie in manchen Mittelmeerländern ohne Rücksicht auf die Natur entstanden sind, oder den Palmöl-Monokulturen in den Tropen.
Der Stickstoffdünger gelangt ins Grundwasser, der Boden erodiert. Ratten und Wildschweine leben in den Maismonokulturen, und sonst – nichts. In der Uckermark zum Beispiel, aus der unsere Kanzlerin stammt, sind schon jetzt viele Gewässer deshalb mit Pestiziden verseucht. Und der Mais wird für die Biogasanlagen zum Teil sogar aus Polen herangekarrt – herrlich ökologisch und nachhaltig!
Seit den 50er Jahren hat sich in Deutschland die Anbaufläche von Mais verfünfzigfacht (!), vor allem durch den hoch subventionierten Anbau für die wunderbaren Biogasanlagen. Die staatlichen Subventionen, die übrigens schon unter Rot-Grün eingeführt wurden, sind im Zeichen der „Energiewende“ weiter aufgestockt und auf Jahrzehnte garantiert worden – jetzt sind sie so hoch, daß sich sogar Kapitalanleger für den deutschen Mais interessieren. An Natur und Umwelt haben solche Heuschrecken kein Interesse, sie wollen nur die Subventionen abgreifen, um dann zum nächsten Rohstoff zu wechseln.
Es gibt Gegenden in Norddeutschland, da sieht man, wenn man mit dem Auto hindurchfährt, nur noch Mais und Windräder. Das ist die schöne neue Welt, wie sie von den Pseudo-Grünen à la Künast und Trittin entworfen wurde. Heute wollen sie damit nichts mehr zu tun haben, sie, die alles durchgesetzt und noch vor kurzem von „nachwachsenden Rohstoffen“ und Bio-Sprit geschwärmt haben. Die Grünen sind unfähig, zu ihrer Schuld zu stehen.
Und diese Schuld wiegt schwer. Denn der Mutterboden, der die ganze Menschheit ernähren muß, ist im Grunde eine hauchdünne Schicht. Man kann sie nicht vergrößern oder künstlich vermehren. Aber man kann sie abtragen oder vernichten. Daß man auf diesem Boden Pflanzen anbaut, um sie in Biogasanlagen oder Motoren zu vernichten, muß man – theologisch gesprochen – als Sünde bezeichnen. Eine Perversion ist es auf jeden Fall. Heute gibt es schon 8.000 Biogasanlagen – die Zahl hat sich in den letzten fünf Jahren verdoppelt. Die Verarbeitung landwirtschaftlicher Abfälle spielt bei ihnen kaum noch eine Rolle. Die Fläche, auf der „Energie-Mais“ angebaut wird, hat sich sogar verzehnfacht. 720.000 Hektar sind es inzwischen.
Die Regierung Merkel hat um ihre absurde „Energiewende“ ein ganzes Gebäude von Unwahrheiten aufgebaut, das die gutwillige Bevölkerung täuschen soll. Selbst angesichts der global fürchterlichen Folgen des Anbaus „nachwachsender Energiepflanzen“ behauptet etwa der neue Umweltminister Altmaier starrsinnig, Biomasse sei ein „vielseitiger und zuverlässiger erneuerbarer Energieträger, der eine wichtige Rolle für die zukünftige Energieversorgung unseres Landes spielt“. Wer auch nur die veröffentlichten Studien der letzten drei Monate gelesen hat, kann sich da nur an den Kopf greifen.
Aber bei der Kanzlerin und ihren Hofschranzen ist alles (wie auch Altmaier sagt) „irreversibel“. Aber warum? Es ist ein Zeichen gesunden Menschenverstandes, wenn man falsche Entscheidungen korrigiert. Es ist ein Zeichen großer Dummheit, wenn man an falschen Entscheidungen festhält, weil man sie nun einmal getroffen hat.
Der Maisanbau verwüstet unser Land in einem ganz buchstäblichen Sinne. Er zerstört unsere Böden, weil die Bauern – anders als früher, als sie noch daran dachten, daß von ihren Äckern auch noch ihre Kinder und Enkel leben mußten – heute nur noch den unmittelbaren Gewinn und die aktuellen Subventionen sehen.
Nach uns die Sintflut – das ist das Motto der modernen Landwirtschaft (und des Wirtschaftslebens überhaupt). Je mehr von „Nachhaltigkeit“ geredet wird, umso weniger wird danach gehandelt.
Die Merkelschen Subventionen für den Energie-Mais sind so hoch, daß kaum jemand noch gewinnbringend Kartoffeln anbauen oder Milchvieh halten kann. Die ganze Landwirtschaft baut Pflanzen nur noch, wenn es irgendwie geht, zum Verbrennen an.
Das alles kann man nicht anders als pervers nennen.