„Pussy Riot“ – ein Schandurteil unter dem System Putin

Kann man das System Merkel mit dem System Putin vergleichen? Natürlich nicht. Daß Frau Merkel schalten und walten kann, wie sie möchte, liegt an der devoten Einstellung ihrer Entourage (Schlarmann hat sie kürzlich etwas überspitzt mit den Zuständen am Zarenhof verglichen) – und natürlich auch an der geschickten Personalpolitik, die sie ihrem Ziehvater Kohl abgeschaut hat. Inzwischen hat sie ihn in vielem sogar übertroffen.

Das System Putin hat zwei Säulen. Die erste ist die (verständliche) russische Sehnsucht nach einem „starken Mann“, der den Menschen nach dem als Zusammenbruch und als tiefe Kränkung empfundenen Ende der Sowjetunion wieder Selbstbewußtsein gibt. Diese Rolle ist Putin auf den Leib geschrieben, er spielt sie mit Perfektion.

Die zweite Säule des Systems Putin besteht in der schleichenden, aber planmäßig und energisch betriebenen Beseitigung der ohnehin schwachen demokratischen Institutionen. Alles, was zu einer Demokratie gehört, ist noch da – Wahlen, ein Parlament, eine formal unabhängige Justiz, eine formal freie Presse, aber das alles wird immer mehr zur Fassade, es ist längst gründlich ausgehöhlt. Natürlich kann das ein einzelner Mann allein nicht schaffen, deshalb hat sich Putin mit Schergen und willfährigen Organisationen umgeben, die ihm die schmutzige Arbeit abnehmen. Manche davon, etwa die ihm blind ergebene Jugendorganisation Naschi, ähneln faschistischen Gruppen wie der Hitlerjugend (nachzulesen in der Wikipedia). Über die „unabhängige“ Justiz und die „freie“ Presse muß man kein Wort verlieren. Überall herrscht vorauseilender Gehorsam gegenüber dem Willen des Allmächtigen Führers. Ein gewaltsames Durchgreifen des Regimes ist in der Regel gar nicht nötig. Wenn hie und da ein mutiger Journalist ermordet wird (17 waren es allein in den letzten zehn Jahren), genügt das, um den größten Teil seiner Kollegen einzuschüchtern oder mundtot zu machen. Außerhalb von Moskau werden, wie hier nachzulesen ist, 98 % der Zeitungen und Zeitschriften vom Staat beherrscht und finanziert. Mit einer ganzen Reihe von neuen „Gesetzen“ soll jeder Widerstand gegen den eitlen und selbstherrlichen Herrscher gebrochen werden.  Daß es trotzdem immer noch so viele Menschen gibt, die gegen dieses Regime ihre Stimme erheben, ist bewundernswert. Sie riskieren ihre bürgerliche Existenz und ihr Leben für ein freies Rußland.

Heute hat die Richterin Marina Syrowa, ganz im Sinne ihres Herrn und Gebieters, das Urteil über die Punkband Pussy Riot gefällt: die jungen Frauen, die in der Moskauer Erlöser-Kathedrale in einem provokativen Auftritt die Muttergottes angefleht haben, Rußland von Putin zu erlösen, sind schuldig, sie wurden zu zwei Jahren Arbeitslager verurteilt.

Die Frauen mußten übrigens selbst im Glaskäfig noch wie Schwerverbrecher Handschellen tragen. Der eitle Pfau Putin ist offenbar tief getroffen, und die willfährige russische Justiz statuiert ein Exempel.

Da gibt es eigentlich nur eine Antwort:

Steckt endlich Putin selbst in den Glaskäfig!

Die Richterin von Putins Gnaden stellt den Auftritt in der Erlöser-Kirche fast penetrant als Handlung aus „religiösem Haß“ dar, als „Schändung der ehrwürdigen Kirche“, und auch ein zutiefst in seinem Glauben „Geschädigter“ findet sich im System Putin immer, aber die Richterin weiß ganz genau, an welcher Farce sie da teilnimmt. Auch sie sollte deshalb wegen Rechtsbeugung möglichst bald in einen gläsernen Käfig gesperrt werden. Sie ist nur ein Werkzeug des Großen Vorsitzenden Wladimir Wladimirowitsch Putin.

Und doch hat sich der Genosse Putin verrechnet. Wie alle autokratischen Herrscher ist er zwar, was die Erhaltung seiner Macht betrifft, geschickt, aber sonderlich intelligent scheint er doch nicht zu sein. Er zeigt sich zwar gern mit dem Moskauer Patriarchen, der übrigens eine Vorliebe für sehr teure Uhren hat (auf offiziellen Fotos werden die bisweilen wegretuschiert), aber diese zur Schau gestellte Frömmigkeit des alten KGB-Mannes nimmt ihm niemand ab, der auch nur einen Funken gesunden Menschenverstand hat.

Am Syrien-Problem hat man schon gesehen, daß Putin wirklichkeitsfremd geworden ist. Da hält er an einem brutalen Despoten fest, der keine Chance  mehr hat. Im Fall von Pussy Riot ist Putin das Opfer seiner übersteigerten Eitelkeit. Drei junge Frauen, die ihn im Glaskäfig  trotz ihrer Handschellen auslachen, statt seinen gestählten Körper anzubeten – das nimmt ein Putin nicht hin.

Ach, Wladimir Wladimirowitsch, ein Despot ist nur solange ein Despot, solange man ihn fürchtet. Wenn das Volk beginnt, ihn auszulachen, hat sein letztes Stündlein geschlagen.

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