„Im Kreis Aschaffenburg“, so konnte man gestern im Regionalteil der F.A.Z. lesen, „dreht sich noch kein Windrad“. Ist das schlimm? Nein – im Gegenteil, es ist wunderbar! Der Kreis Aschaffenburg gilt nämlich als windarm, und das ist ein Segen. Nur ein paar Stellen gibt es, in denen sich Windräder vielleicht lohnen würden, aber die befinden sich alle in Landschaftsschutzgebieten.
Jetzt werden Sie in Ihrer Einfalt vielleicht denken: wenn ein Gebiet als windarm gilt, ist es doch nur vernünftig, dort keine Windkraftanlagen zu bauen. Da haben Sie aber die Rechnung ohne die Windkraftlobby und ihre politischen Zuarbeiter gemacht. „Auch wenn die Bedingungen nicht ideal sind“, meint der Regionale Planungsverband, müsse man weiter nach Standorten suchen.
Kein Wind? Egal! Landschaftsschutzgebiet? Wurscht! Die Subventionen sind ja schon Gold wert. Also wird – obwohl der Bayerische Windatlas schon vorliegt, aber für Aschaffenburg leider nicht lobbyfreundlich genug ist – auf Kosten des Steuerzahlers noch ein Gutachten erstellt, das Aufschlüsse „über die tatsächlichen Windverhältnisse“ geben soll. Die Ergebnisse werden zwar erst am 31. Juli vorgestellt, aber Günter Bachmann vom Landratsamt Aschaffenburg reibt sich schon jetzt die Hände. Das Gutachten werde „mehr windstarke Regionen aufzeigen als der Bayerische Windatlas“.
Na, dann hat das Gutachten ja genau das gebracht, was es bringen sollte.
Jetzt gibt es nur noch das leidige Problem mit den Landschaftsschutzgebieten. Aber so etwas ist in Bayern schnell gelöst: ein „Winderlaß“ der bayerischen Staatsregierung sorgt brachial für Abhilfe. Die Lobby-Seite des Windkraft-Journals schreibt begeistert:
Durch eine naturschutzfachliche Neubewertung wird mehr Fläche für Windkraftanlagen bereitgestellt: Auch Landschaftsschutzgebiete und Naturpark-Schutzzonen können jetzt nach Auffassung der Staatsregierung in geeigneten Bereichen genutzt werden. Bisher waren 37 Prozent der bayerischen Landesfläche aus naturschutzfachlicher Sicht tabu, jetzt sind es nur noch 10 Prozent.
Dieses Wort muß man sich merken: „naturschutzfachliche Neubewertung“! Ein Schutzgebiet wird einfach „neubewertet“, und schon kann man mitten hinein in das Schutzgebiet 200 m hohe Windräder stellen.
Höre ich da einen Aufschrei der großen Naturschutzverbände? Ich höre nichts – gar nichts. Ich höre nur ein dröhnendes und (in meinen Augen) schändliches Schweigen.
Wenn man auf der Seite des BUND den Suchbegriff „Winderlaß“ (oder „Winderlass“) eingibt, erhält man die Antwort:
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