Indonesien – oder: Angie im Wunderland?

Manchmal traut man beim Lesen seinen Augen nicht. So ist es mir gestern mit einem Artikel in der Rheinischen Post (hier nachzulesen) gegangen.

Die Bundeskanzlerin befindet sich zur Zeit auf Staatsbesuch in Indonesien, und wie die Rheinische Post dieses Land beschreibt, hat es in sich. „Islamisches Boom-Land“, „vorbildliche religiöse Toleranz“, „Modell für ein Miteinander von Islam und Demokratie“, „Vorbild in der Finanzpolitik“, und natürlich funkeln überall „neue Glas- und Stahlbauten“. Und der Staatschef ist ein „besonnener, weltgewandter Mann“.

Man lese den Originaltext:

Dass Europa in 20 Jahren zu klein, zu alt, zu wirtschaftlich starr sein könnte, um im Konzert der Weltmächte mitzuspielen, artikuliert die Kanzlerin seit Langem. Indonesien verfügt dagegen über junge Arbeitskräfte, Aufbruchsatmosphäre und Rohstoffe. Ein aufwachender Riese, der in der Gruppe der G-20 bereits zu den Schwergewichten zählt.

Dieses Land, das hat die Rheinische Post offenbar noch nie gehört, plündert seit vielen Jahrzehnten seine Natur mit einer Rücksichtlosigkeit aus, die ihresgleichen sucht. Nirgendwo sonst, nicht einmal in Brasilien, wird der Regenwald brutaler abgeholzt als in Indonesien. Nirgendwo sonst haben die Palmölkonzerne eine solche Macht wie in Indonesien. Der Orang Utan wird in diesem „aufwachendem Riesen“ in naher Zukunft ausgestorben sein. Dieses „Schwellenland“ betreibt eine schändliche Politik, es liefert seine Natur ohne jede Hemmung den internationalen Holz- und Palmölkonzernen aus.

Aber die Kanzlerin (und auch die Rheinische Post) interessiert das alles nicht. Beide interessiert nur dieses:

Bis 2015 soll das Handelsvolumen von fünf auf neun Milliarden Euro steigen. An diesem Mittwoch will der Leipziger Kranbauer Kranunion einen ersten Millionenauftrag unterzeichnen. Gute Verkaufsgespräche dürfte auch der Chef der Meyer Werft führen. Die Bremer Schiffsschmiede will den Indonesiern Fähren verkaufen. In einem Land mit mehr als 17.000 bewohnten Inseln keine ganz schlechte Idee.

Wenn ich so über ein Land rede, das seit vielen Jahrzehnten ein Umweltverbrechen nach dem anderen begeht, das seine Natur den internationalen Konzernen zur Ausplünderung zur Verfügung stellt, dann habe ich nicht das geringste Recht mehr, in Deutschland von Nachhaltigkeit, erneuerbarer Energie usw. zu reden.

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