Eine Piratin kämpft gegen das Betreuungsgeld

Laura Sophie Dornheim, Mitglied der Piratenpartei, durfte im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (hier nachzulesen) sagen, warum ihrer Ansicht nach das Betreuungsgeld nur das Ziel hat, „einer ganzen Generation ein veraltetes Familienbild aufzuzwingen“.

Ich habe (noch) keine Kinder, meine Partei sitzt (noch) nicht im Bundestag. Aber als junge Frau, als Berufstätige und als Piratin bin ich ein Teil der großen Mehrheit in diesem Land, die sich gegen das von der Regierung geplante Betreuungsgeld stellt – weil es keiner Familie hilft, weil es Steuergelder verschwendet und weil es eine politische Farce ist.

Das ist an Lächerlichkeit kaum mehr zu überbieten, denn es erweckt den Eindruck, als sollten die Frauen jetzt „zurück an den Herd“ gezwungen werden. In Wirklichkeit ist es gerade umgekehrt: seit vielen Jahren wird ein immer größerer Druck aufgebaut, um Frauen schon kurz nach der Geburt ihres Kindes wieder in das Arbeitsleben zu zwingen. Nicht wer sein Kind, kaum daß es eine Beziehung zur Mutter aufgebaut hat, in die Krippe gibt, wird heutzutage diffamiert, sondern die Eltern, die es trotz großer finanzieller Schwierigkeiten wagen, dem Kind zu Hause einen guten Start ins Leben zu geben. Über sie wird nur noch verächtlich geredet und geschrieben. Das, finde ich, muß man sich aber nun wirklich nicht bieten lassen.

Die Hetze gegen Eltern wie uns, die ihre Kinder unter großen Opfern (und ich weiß, wovon ich rede!) vor ihrer Kindergartenzeit zu Hause erzogen haben, nimmt immer gehässigere Formen an. Da redet also diese Frau Dornheim, die noch gar keine Kinder hat, von einem „veralteten Familienbild“, von einem „realitätsfernen Motto zur moralischen Erpressung junger Eltern“.

In meine Ausbildung habe ich viel Zeit und der Staat viel Geld gesteckt, mein Beruf ist weit mehr als Broterwerb und Quelle für Steuereinnahmen, er ist ein essentieller Teil meiner Identität. Darauf für mehrere Jahre verzichten zu müssen würde meinem Kind eine sehr unglückliche Mutter bescheren.

Wie kann sie das wissen, wenn sie gar kein Kind hat? Sie setzt einfach ihre Priorität: an erster Stelle steht die Karriere, in die sie „so viel Zeit“ investiert hat, und erst an zweiter Stelle kommt das Kind. Das ist legitim, und viele Frau haben gar keine andere Möglichkeit. Aber das berechtigt Frau Dornheim noch lange nicht, Frauen (und auch Männer) verächtlich zu machen (und das tut sie!), die nicht der Karriere, sondern ihrem Kind die Priorität einräumen. Sollen wir uns jetzt dafür auch noch schämen, nur weil der „fortschrittliche“ Zeitgeist in eine andere Richtung weht?

Ich denke nicht daran.

In Deutschland fehlen, schreibt die Piratin, „rund 300000 Krippenplätze“. Nein – in Deutschland fehlen Eltern, die überhaupt noch den Mut zu einem eigenen Kind haben. Kinder sind in der Lebens- und Karriereplanung nur noch ein störendes Element. Irgendwie möchte man schon welche haben, aber für sie auf etwas verzichten, für sie Opfer bringen, das möchte man nicht. Unter keinen Umständen! Stattdessen kommt man mit den altbackenen feministischen Argumenten des letzten Jahrhunderts, schwärmt davon, wie viel besser es den Kleinen in der Krippe geht (soziales Lernen usw.!) – und mißachtet alle Studien, die vor den Folgen der frühen Trennung von Vater und Mutter warnen. (Ich werde, sobald ich Zeit dazu finde, an dieser Stelle von der bisher größten Studie über Krippenkinder in den USA berichten.)

Wie gesagt: ich weiß, wie schwer es für Frauen (besonders für Alleinerziehende) oft ist, die Mutterschaft mit der Berufstätigkeit zu verbinden. Daran ist aber nicht der Staat schuld, daran sind vor allem die Unternehmen schuld, die – in Deutschland noch viel mehr als in anderen Ländern – völlig desinteressiert an dem Problem sind und die Sache einfach zu einem Privatproblem erklären.

Es gibt viele Fälle, in denen man – leider! – an der Krippe nicht vorbeikommt. Aber muß man sie dann gleich zu einer wunderbaren und segensreichen Einrichtung hochstilisieren? Nicht nur die Kinder leiden durch die viel zu frühe Trennung von den Eltern, auch die Eltern selbst leiden darunter, da bin ich sicher. Schönreden kann man sich natürlich alles, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß man ein Wunschkind in die Welt setzt, um es dann schon im ersten oder zweiten Lebensjahr nur noch stundenweise zu sehen.

Deshalb bin ich strikt dagegen, daß man immer mehr Geld in Kinderkrippen steckt. Der Kindergarten ist wirklich wichtig, er ist für ein Kind der erste Schritt hinaus ins Leben, und er kommt, was die sozialen Kontakte des Kindes betrifft, zum rechten Zeitpunkt. Die Kinderkrippe kommt dafür viel zu früh, sie dient nur dem beruflichen Fortkommen der Eltern. Alles andere ist pure Ideologie.

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