Jung, grün – und nicht sehr gescheit

In einer Zeit, in der das Wahlrecht für 12jährige gefordert wird, entscheiden bei der Grünen Jugend jetzt offenbar schon Vorschulkinder über den politischen Kurs. Trotzig mit dem Fuß aufstampfend, sagen sie (hier nachzulesen):

Ja, wir sind keine PatriotInnen. Uns sind andere Dinge einfach wichtiger als Deutschland: Individuelle Freiheiten, soziale Rechte oder die Frage, ob auch die nachfolgenden Generationen noch auf diesem Planeten leben können.

Das klingt so trotzig und selbstbewußt, daß man sich schon fragt, warum auf der Seite der Grünen Jugend nur noch der Anfang des Artikels zu lesen ist. Wenn man auf „Kompletten Artikel lesen“ klickt, tut sich nichts. Ich kann also nicht beurteilen, wie der „komplette Artikel“ aussieht, aber die zitierte Einleitung (und die in der Presse wiedergegebenen Teile) reichen mir eigentlich schon. Vielleicht nur noch ein besonders schönes Zitat, das ich in der Welt gefunden habe. Der positive Bezug zum eigenen „Vaterland“ – die Grüne Jugend schreibt Vaterland immer in Anführungszeichen! – bedeute „immer auch die Abwertung von Anderen“.

Liebe kleine Grüne,

ich darf euch doch duzen? In eurem Alter ist das ja noch erlaubt. Ihr seid noch klein und könnt vieles noch gar nicht wissen. Wenn ihr in die Schule kommt, lernt ihr das alles, aber ich will euch ein paar Sachen schon jetzt verraten.

Ihr redet dauernd vom bösen Patriotismus. Ich weiß ja nicht, wer euch das erzählt hat – euer Papi vielleicht? Oder der Onkel Ströbele? Es muß jemand gewesen sein, der mitsamt seinem Kopf nicht von dieser Welt ist. Ihr habt doch sicher schon einmal einen Film über Zeitreisende gesehen, die sich in eine Maschine setzen und sich plötzlich in einer ganz anderen Zeit wiederfinden. Seht ihr – der Mann, der euch das mit dem Patriotismus weisgemacht hat, der hat sich vielleicht 1968 in eine solche Maschine gesetzt, und plötzlich ist er im Jahr 2012. Das ist gar nicht so leicht für ihn! Jedenfalls könnt ihr dem Papi (oder dem Onkel Ströbele) ausrichten, daß Patriotismus etwas ganz anderes ist als Nationalismus. Das weiß er nämlich nicht, weil er eben aus einer fernen Zeit kommt. Und erzählt ihm auch, daß alles, was ihm „wichtiger ist als Deutschland“, von Menschen unter der schwarz-rot-goldenen Fahne erkämpft worden ist, die ihm so zuwider ist. Diese Fahne steht für den Kampf um Recht und Freiheit und Demokratie, und viele haben dabei ihr Leben verloren. Sie symbolisiert das gute, das mutige Deutschland, und sie kann gar nicht oft genug gehißt werden.

Sagt ihm auch, daß es wirklich nicht schlimm ist, wenn man sein Land liebt. Es ist eine ganz normale Sache, über die man eigentlich gar nicht reden müßte. Nur Zeitreisende reden darüber! Alle anderen hängen doch irgendwie von selbst an der Heimat, in der sie großgeworden sind, da kennt man die Gerüche, die Bäume, die im Frühling grün werden, die Mentalität der Menschen, und vor allem die Sprache. Und man kennt natürlich auch die Geschichte mit ihren wunderbaren und mit ihren fürchterlichen Seiten. Man kennt die Musik, die Literatur, die vielen klugen Wissenschaftler. Man fühlt sich zuhause.

Und warum, frage ich, soll man denn das alles nicht lieben? Überall auf der Welt ist das eine Selbstverständlichkeit – nur nicht in Deutschland.

Ihr sagt, ihr lieben kleinen Grünen, wer sein eigenes Land liebt, der wertet alle anderen Länder ab. Wer immer euch so einen Schmarrn erzählt hat, ob es jetzt der Onkel Ströbele war oder jemand anders – sagt ihm kurz und bündig, und mit einem schönen Gruß von mir, daß er nicht ganz gescheit ist. Und lest ihm dann vielleicht die letzten Zeilen der Kinderhymne von Brecht vor (der Onkel Ströbele müßte sie kennen!), denn da geht es genau um den Unterschied zwischen der natürlichen Liebe zu seiner Heimat und dem Nationalismus. Vom eigenen Vaterland heißt es bei Brecht:

Und das liebste mag’s uns scheinen
So wie andern Völkern ihrs.

Ist das nicht schön?

Ach ja, eine Bitte habe ich noch: wenn ihr wieder einmal etwas veröffentlichen wollt, laßt doch einen Erwachsenen kurz drüberschauen.

Oder wenigstens ein Kind, das schon eingeschult ist. 

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