Die „Herdprämie“, das Elternrecht und die CDU

Es gibt in Deutschland offenbar eine Mehrheit gegen das Betreuungsgeld – vor allem unter jungen Menschen und in den östlichen Bundesländern. Ich bin (meine Leser wissen es) dezidiert und ohne Abstriche für das Betreuungsgeld. Begründen kann man beide Meinungen, und die Gegner scheinen durch eine neue Studie der OECD an Stärke gewonnen zu haben.

Aber lassen wir am besten wieder einmal den durch und durch fortschrittlichen Stern sprechen, der übrigens wie auch andere Presseorgane das böse (und dumme) Wort „Herdprämie“ ohne Anführungszeichen schreibt (hier nachzulesen):

Herdprämie hält Frauen von Jobsuche ab
Laut OECD-Studie tendieren besonders Frauen aus Zuwandererfamilien mit sozial schwachem Hintergrund dazu, Geld vom Staat anzunehmen und ihre Kinder zu Hause zu versorgen, statt eine Arbeitsstelle und Betreuung zu suchen.

Diese Frauen haben also die Frechheit, sich selbst um ihre Kinder zu kümmern, statt sie in „Betreuungseinrichtungen“ zu stecken! Dabei weiß doch jeder Psychologe, daß es ein- und zweijährigen Kindern, die sich jeden Morgen von der Mutter (oder dem Vater) trennen müssen und in die „Obhut“ einer Betreuerin gegeben werden, viel, viel besser geht! Diese Rabenmütter rauben ihrem Kind die sozialen Kontakte, sie sind arbeitsscheu, und sie flüchten vor ihrer Verantwortung – an den Herd.

Kein Wunder, daß der Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer, Hans Heinrich Driftmann, stinksauer ist: „Dieses Thema regt mich wirklich auf“, sagt er, denn das Reinigungsgewerbe, die Supermärkte, die Friseurketten brauchen schließlich dringend Frauen für ihre elend bezahlten Billigarbeitsplätze:

Das Betreuungsgeld setze falsche Signale und halte Frauen davon ab, arbeiten zu gehen.

Da sind wir jetzt also beim eigentlichen Kern der Sache. Alles andere – die wundersame Wirkung sozialer Kontakte auf das Kleinstkind, die segensreiche Integration von Müttern mit Migrationshintergrund – ist nur Brimborium. In Wirklichkeit geht es darum, fast durchweg unterbezahlte Frauen im Arbeitsmarkt zu halten.

Wohlgemerkt: ich bin nun wirklich nicht gegen die Berufstätigkeit von Frauen. Ich bin aber ganz entschieden dafür, daß ein kleines Kind vor dem Kindergartenalter in der Familie erzogen wird. Danach kann und soll es nach und nach die Welt erobern – erst im Kindergarten, dann in der Schule. Das ist eine Selbstverständlichkeit. Aber erst einmal muß in der Familie der Grund gelegt werden. Nur so entsteht das Urvertrauen, das dem Kind später hilft, auch schwierige Situationen in seinem Leben zu meistern.

In der OECD-Studie geht es im übrigen bei der Beschreibung von Risiken ausdrücklich um Kinder, die älter als drei Jahre sind. Das hat also mit dem deutschen Modell eines Betreuungsgeldes, das nur Kinder im ersten und zweiten Lebensjahr betrifft, überhaupt nichts zu tun. Gerade die ideologischen Gegner des Betreuungsgeldes sind da ausgesprochen geschickt, man könnte es auch demagogisch nennen: sie tun so, als habe man etwas gegen Kindertagesstätten, wenn man für ein familiäre Betreuung vor dem dritten Lebensjahr ist. Auch der Stern erwähnt zwar, daß es in Deutschland nur um Ein- und Zweijährige geht, schreibt dann aber, das Betreuungsgeld

soll ab 2013 an Eltern gezahlt werden, die ihre Kinder nicht in einer öffentlichen Kita betreuen lassen.

So kann man die Menschen manipulieren, die einen Artikel vielleicht nur flüchtig lesen.

Der finanzielle Aufwand für das Betreuungsgeld, das sinnvoll ist und Familien mit Kindern hilft, ist doch geradezu lächerlich gering, wenn man ihn mit den Beträgen vergleicht, die in Europa gerade den Banken zugeschanzt werden. Es sind peanuts, aber so wird wenigstens ein kleiner Schritt hin zu einer wirklichen Wahlfreiheit von jungen Familien gemacht. Sie sollen schließlich die Möglichkeit haben, selbst darüber zu entscheiden, wie sie ihre Familienplanung angehen. Das ist eben das selbstverständliche Elternrecht, wie es in der vormerkelschen CDU zurecht noch hochgehalten wurde. Seit Frau Merkel Kanzlerin ist, weiß niemand mehr, woran er bei der CDU ist – die Partei changiert in allen Farben, mal grün, mal rot, mal schwarz, und dabei hat sie, jedenfalls scheint es mir so, ihr Rückgrat verloren.

Trotz alledem: das Elternrecht muß notfalls auch gegen die CDU durchgesetzt werden, und weder Arbeitgeber noch Parteien noch der Stern haben sich einzumischen, wenn zwei Menschen überlegen, was für ihr Kind das Beste ist. Wenn aber alles Geld, das verfügbar ist, in die Betreuungseinrichtungen gesteckt wird, kann von einer wirklichen Wahlfreiheit der Eltern keine Rede mehr sein.

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