Einige Dinge muß man einmal geraderücken, weil sie immer wieder völlig falsch dargestellt werden. Es gibt aus einer bestimmten ideologischen Ecke, die von der Linken und den Grünen bis zur SPD und der vermerkelten CDU reicht, eine regelrechte Verhöhnung von Eltern, die auf die Berufsausübung verzichten, um ihr Kind zumindest in den ersten drei Jahren selbst zu erziehen. Ich habe lange versucht, den Grund für diese Verachtung herauszufinden, aber es ist mir nicht gelungen. Warum haben diese fortschrittlichen Menschen eigentlich etwas dagegen, wenn eine Mutter oder ein Vater zu Hause bleibt, um seinem Kind das emotionale Fundament zu geben, das es braucht? Gilt das inzwischen schon als ehrenrührig? Ist es gesellschaftlich wertvoller, an der Lidl-Kasse zu sitzen oder Excel-Dateien für die Geschäftsleitung zu basteln? Wer tut denn da mehr für unsere Zukunft?
Es ist längst nicht mehr so, daß berufstätige Frauen herabgesetzt werden – im Gegenteil! Herabgesetzt werden heutzutage Frauen (und Männer), denen die Sorge um ihre kleinen Kinder wichtiger ist als ihre Karriere. Diese Herabsetzung äußert sich sprachlich in einer ausgesprochen hämischen Ausdrucksweise: Heimchen am Herd, Herdprämie usw. Warum diese Häme? Es ist doch eh nur eine Minderheit, die es sich leisten kann, ohne doppeltes Einkommen Kinder großzuziehen. Wir haben uns damals dafür entschieden, obwohl es uns finanziell fast ans Existenzminimum gedrückt hat. Wie hätten wir uns über ein Betreuungsgeld gefreut, wie es heute im Gespräch ist!
Aber es herrscht ein seltsames ideologisches, völlig irrationales Gemisch, das strikt (und ohne Einschaltung des Großhirns!) darauf beharrt, daß nur eine berufstätige Frau eine gute Frau ist. Gesellschaftlich nützlich ist einzig und allein die Berufstätigkeit – das ist offenbar ein Dogma, das nicht mehr angetastet werden darf. Deshalb werden öffentliche Gelder in großem Maßstab in Betreuungseinrichtungen von der Krippe bis zur Kita gepumpt, während man gegen die eher geringfügige Unterstützung von Eltern, die sich ganz der häuslichen Erziehung widmen wollen, einen regelrechten Kreuzzug führt.
Von einer freien Wahl zwischen den beiden Möglichkeiten kann da nun wirklich keine Rede sein.
Besonders dreist benimmt sich einmal wieder meine spezielle Freundin Künast – man hat es von ihr nicht anders erwartet. Sie kündigt an, daß eine rotgrüne Regierung das Betreuungsgeld sofort wieder streichen und die eingesparten Mittel in den „Ausbau der ganztägigen Kinderbetreuung“ stecken würde. Die Begründung:
Sonst gibt es kein echtes Wahlrecht für die Eltern.
Da bleibt einem wirklich der Mund offenstehen. Man stärkt also die Wahlmöglichkeiten der Eltern, indem man sämtliche öffentlichen Gelder der einen von beiden Seiten zuschiebt und die andere Seite ohne jede Unterstützung läßt? Ja, leben wir jetzt in Schilda oder in Absurdistan?
Niemand leugnet, daß Eltern, die berufstätig sind, immer vor einer schweren Entscheidung stehen. Aber so ist das doch bei jeder wichtigen Entscheidung im Leben: man muß Prioritäten setzen. Man muß darüber entscheiden, was einem wichtiger ist. Aber man kann sich nur frei entscheiden, wenn beide Wege auch finanziell machbar sind. Das ist schon lange nicht mehr der Fall.
Man fördert von Staats wegen in jeder Hinsicht – ideologisch, sprachlich und vor allem finanziell – die Betreuung in Einrichtungen, und man trocknet die Betreuung in der Familie buchstäblich aus.
Das wird sich rächen.