Enoch zu Guttenberg verläßt den BUND

Falls Sie die F.A.Z. von heute noch an einem Kiosk bekommen – unbedingt kaufen! Im Feuilleton findet sich ein Artikel, den Sie lesen sollten, ob Sie die Windkraft mögen oder nicht. Enoch zu Guttenberg, neben Grzimek, Weinzierl und Gruhl einer der Mitbegründer des BUND, verläßt seinen Verband, mit Trauer, aber auch mit Wut. Beides teile ich, beides kann ich verstehen. In dem F.A.Z.-Artikel schildert er seine Gründe. (Der Beitrag ist leider online nur gegen eine Gebühr von 1 Euro abzurufen.)

Es sind die Schandpfähle der neogrünen Industriekultur, die Enoch zu Guttenberg  zu diesem dramatischen Schritt bewogen haben: die Windräder.

Deutschland besteht, wie zu Guttenberg zurecht schreibt,

aus einer in Jahrtausenden gewachsenen, geformten Landschaft, einem singulären Reichtum zivilisatorischer Strukturen und historischer Substanz.

Es geht also nicht mehr um irgendwelche Industriegebiete, die eh schon verschandelt sind und das Auge beleidigen, sondern um

die Kernregionen deutscher Geschichte und Kultur, um Landschaftsschutzgebiete, bislang sorgsam bewahrte Kulturräume und Ensembles, die man um unseres unstillbaren Energiehungers willen im Verein mit den unsagbaren Photovoltaik-Untaten auf den Dächern alter Ortsgefüge, in ihrer Identität, in ihrem Wert hinrichtet und vernichtet.

So ergibt sich, wie er schreibt, in vielen Bundesländern „das Elendsbild eines besetzten, seiner selbst beraubten Landes“. Selbst in seinem Bayern, das er vor diesem Schicksal bewahren möchte, sollen sämtliche Mittelgebirge und sogar die Alpengipfel mit diesen Monstern vollgestellt werden – eine Barbarei fast unvorstellbaren Ausmaßes.

Natürlich hat er seine Bedenken dem BUND mitgeteilt. Er erhielt als Antwort einen oberlehrerhaften Hinweis auf den viel gefährlicheren Straßenverkehr und die Versicherung,

dass es aktuell keine Daten gibt, die in Deutschland eine Gefährdung von Populationen von Tier- und Pflanzenarten nahelegen oder belegen.

Und dann kommt ein Satz, der zeigt, wie weit es mit dem BUND inzwischen gekommen ist. Zur Diskussion um die Windkraft schreibt der BUND:

Landschaftsschutz kann dabei nur ein Unter-Argument in der Abwägung sein. Schon immer prägte der Mensch massiv seine Umwelt.

Diesen Satz nennt Enoch zu Guttenberg völlig zurecht „unfaßbar“. Aus Naturschützern (das ist jetzt meine Interpretation)  sind lavierende Politiker und Verbandsbürokraten, aus Freunden der Natur sind ihre Zerstörer geworden. Wer „zukunftsweisende Bauästhetik“ (so nennt es ein Hersteller tatsächlich) mitten in die schönsten Landschaften setzen läßt und die zerfetzten Vögel und Fledermäuse damit rechtfertigt, der Autoverkehr sei für die Tiere ja noch viel gefährlicher, dem ist alles zuzutrauen – nur nicht, daß er noch ein Gespür für die Natur hat.

Die Basis denkt differenzierter als die Verbandsführung, das weiß ich – aber was hilft’s? Der Schaden, den ihre Führung durch ihre Nibelungentreue zur „Energiewende“ anrichtet, ist kaum wieder gutzumachen.

Aber hören wir, was Enoch zu Guttenberg am Ende schreibt. Ihm bleibe, sagt er, in Anspielung auf den „Krieg der Welten“ von H.G. Wells,

nur ein vage Hoffnung: dass die Invasion der Riesen vom Berge doch noch am verschwindend Kleinsten dieser Welt, nämlich an der Mikrobe menschlicher Vernunft, verenden könnte. Diese Hoffnung aber gebe ich – wider besseres Wissen – nicht auf.

Es ist ein Kampf, der verloren scheint, weil er (und zwar fast buchstäblich!) ein Kampf gegen Windmühlen ist. Man lebt in einem Land, das sich in einem Zustand des Rauschs, der fortgesetzten Trunkenheit befindet. Aber jeder Rausch geht einmal zu Ende, und ich möchte nicht ganz ausschließen, daß danach doch noch Vernunft einkehrt. Ja, es ist eine Hoffnung wider besseres Wissen. Aber ich gieße dieses zarte Pflänzchen Hoffnung, solange ich kann, und ich freue mich, daß ein so prominenter Mann wie Enoch zu Guttenberg heute in der F.A.Z. ein Zeichen gegen die Barbarei gesetzt hat.

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