Ein paar Gedanken zur „Herdprämie“

Wenn man sich als Paar zu einem Kind durchringt (und „durchringen“ ist heutzutage angesichts der Belastungen ein zutreffendes Wort), kommt man an einer wichtigen Entscheidung nicht vorbei: soll einer der Partner zuhause bleiben, um das Kind selbst großzuziehen, oder sollen beide weiterarbeiten und das Kind einer öffentlichen Einrichtung anvertrauen?

Ich bin keineswegs dafür, daß man Frauen wieder an den „Herd“ zwingt, aber ich bestehe darauf, daß man den Eltern die freie (und zwar eine wirklich freie!) Wahl zwischen den beiden Möglichkeiten gibt.

Diese Möglichkeiten haben die Eltern inzwischen nicht mehr.

Erstens: durch die vielen schändlichen und sittenwidrigen Niedriglöhne, an denen sich eine große Zahl von Unternehmen förmlich mästet, ist es schon aus finanziellen Gründen in den meisten Fällen nicht mehr möglich, von einem einzigen Gehalt den Unterhalt einer Familie aus Vater, Mutter und Kind zu bestreiten. Oft ist es sogar so, daß beide Löhne zusammen gerade einmal zum Überleben reichen.  Hier werden die Frauen also in den Beruf gezwungen, ob sie es wollen oder nicht. Sie haben keine Wahlfreiheit mehr.

Zweitens: in den letzten Jahren hat sich der ideologische und soziale Druck vor allem auf die Frauen merklich erhöht. Die Verachtung von Grünen, Linken und Fortschrittlichen jeder Couleur für eine Rolle, die sie (fast immer herabsetzend) „Hausfrau“ oder „Heimchen am Herd“ nennen, hat überall ihre Wirkung getan. Wenn eine Mutter oder ein Vater sich entschließen, die Erziehung ihrer Kinder selbst in die Hand zu nehmen, treffen sie meist auf unverhohlene Kritik.

Eine Hausfrau ist so beinahe zu einer Monstrosität geworden.

Die Argumente sind immer die  gleichen:

1)  Ein Mensch kann sich nur im Beruf „verwirklichen“!
Ja, ist das so? Natürlich gibt es Menschen, die das Glück haben, sich in ihrem Beruf zu verwirklichen. Aber das ist ein eher seltenes Glück – die Regel ist es wirklich nicht. Bei Lidl oder Rewe an der Kasse zu sitzen, Büros zu putzen usw. – das sind doch oft die „Traumjobs“, in denen sich Frauen verwirklichen dürfen. Wieviel Liebe und Erfahrungen hätten sie in dieser Zeit ihren Kindern geben können! Statt dessen müssen sie sich von Firmen zu Minlöhnen ausbeuten lassen (und dieses Wort, das ich nicht oft gebrauche, ist hier wirklich am Platz.)

2)  Frühe soziale Kontakte von der Krabbelstube bis zur Kita sind unerläßlich für die Kinder!
Soziale Kontakte sind wichtig, das stimmt – aber glaubt denn jemand allen Ernstes, daß Eltern, die ihre Kinder selbst erziehen, diese Kontakte unterbinden? Das Gegenteil ist der Fall – ich jedenfalls habe damals einen großen Teil meiner Zeit damit zugebracht, unsere Kinder von einem Kindergeburtstag zum anderen zu fahren, und viele der Freundschaften bestehen heute noch, obwohl die Kinder schon lange erwachsen sind. Natürlich waren sie auch im Kindergarten, aber am Nachmittag war ich immer für sie da. Das Märchen vom sozial verarmten Kind ist also eine dumme und nur ideologisch begründete Verleumdung.

3)  Kindern aus schwierigen familiären Verhältnissen kann nur in staatlichen Einrichtungen geholfen werden!
Das bedeutet im Klartext: nur weil unsere Jugendämter usw. mit diesem kleinen Prozentsatz an schwierigen Familien nicht zurechtkommen, soll der großen Mehrheit der Eltern die Wahlfreiheit genommen werden? Und überhaupt: glaubt man denn allen Ernstes, daß solche Familien, die schon heute ihre Kinder allen Sozialkontakten entziehen, es dann nicht mehr tun?

Nein, hier soll auf Biegen und Brechen eine gesellschaftspolitische Ideologie durchgesetzt werden, und ganz und gar nicht, wie naive Menschen denken mögen, damit Frauen sich im Beruf verwirklichen können, sondern: damit die Unternehmen mit ihren Niedriglöhnen für Frauen immer genug Menschenmaterial bekommen. Patrick Döring sagt es ganz offen:

Wenn wir die Frauenerwerbstätigkeit erhöhen und die Rückkehr von Frauen in den Beruf erleichtern wollen, sollten wir nicht die Betreuung von Kindern zu Hause vergüten, sondern den Ausbau von Kita-Plätzen fördern.

Daß die Kanzlerin mit ihrer DDR-Sozialisation kein Problem mit Krippen schon für die Kleinsten hat, ist verständlich. Daß aber große Teile der CDU ihre Traditionen über Bord werfen, ist schlimm. Wenn Grüne und Linke jetzt (zusammen mit dem Riesen-Staatsmann Patrick Döring) beim Betreuungsgeld von einer Herdprämie sprechen, wird sich niemand wundern, sie folgen nur den alten ideologischen Pfaden. Es ist aber mehr als bedauerlich, wenn selbst in der CDU gefordert wird, das Betreuungsgeld zu streichen und die eingesparten Mittel lieber in die Krippen und Kitas zu stecken.

Die Wahlfreiheit der Eltern, die jetzt schon durch die Niedriglöhne stark eingeschränkt ist, wäre dann vollends dahin.

Dieser Beitrag wurde unter Politik veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert