Lieber Wladimir Wladimirowitsch,
erlaube mir, daß ich Dir von ganzem Herzen zu Deinem beeindruckenden Wahlsieg gratuliere. Da habe ich nicht schlecht gestaunt, daß Du auf Anhieb fast 64% der Stimmen bekommen hast! Wie Du das nur immer machst?
Eben lese ich, daß Du in Tschetschenien nach dem amtlichen Wahlergebnis sogar 99,76 der Stimmen erhalten hast. Da sieht man doch, wie Dich die Tschetschenen ins Herz geschlossen haben! Und auch die Wahlbeteiligung soll dort bei fast 100% gelegen haben. That’s democracy! Na, im Kaukasus hast Du aber auch mit eiserner Hand aufgeräumt, und man sieht: die Tschetschenen danken es Dir.
Nach zwei oder drei weiteren Wahlperioden schaffst Du dort vielleicht sogar noch die 100 %!
Jetzt muß ich Dir nur noch eines sagen, teurer Wladimir Wladimirowitsch – Tränen lügen nicht! Auch wenn Du es hinterher auf den Wind geschoben hast, ich weiß, woher die Tränen in Deinen Augen wirklich herrühren: Du hast Dich so über Deinen Triumph gefreut – und plötzlich hast Du die Bilder aus Syrien vor Augen gehabt, wo Dein Freund Assad ganze Stadtviertel dem Erdboden gleichmacht und auf alles schießen läßt, was sich bewegt, Männer, Frauen, Kinder, und zwar mit Deinen Waffen, Wladimir Wladimirowitsch! Und da hast Du zu Dir selbst gesagt: was bin ich nur für ein schlechter Mensch – und deshalb, nur deshalb sind die Tränen geflossen.
Ja, so war es – aber das wissen nur zwei Menschen: Du, Wladimir Wladimirowitsch, und ich. Und ich werde schweigen wie ein Grab, darauf gebe ich Dir mein Ehrenwort.
Dein Lupulus
aus dem feindlichen Ausland.