Karfreitagstanz

In Frankfurt am Main hat ein Kulturkampf begonnen. Die Spaßgesellschaft will auch am Karfreitag in Clubs und  Discos tanzen, und der Ordnungsdezernent der Stadt, Volker Stein, verbietet es ihnen. Tut er das aus Bösartigkeit oder Willkür? Nein, die Gesetzeslage ist eindeutig: am Karfreitag, dem Tag, an dem Jesus gekreuzigt wurde, sind Tanzveranstaltungen verboten. Nicht an Ostern, wie manche Zeitungen schreiben, da sind nur die Stunden begrenzt.

Ist es wirklich zu viel verlangt, ein oder zwei Tage im Jahr auf das Tanzen zu verzichten? Mein Gott, Ihr könnt doch die restlichen 360 oder 362 Tage tanzen, bis der Arzt kommt! Und: ohne die Kirche, die so „veraltet“ ist und „die wirklich nicht mehr in unsere moderne Zeit paßt“, hättet Ihr doch fast überhaupt keine Feiertage! Auch der Sonntag ist übrigens erst durch das Christentum, auf das die fun people so lustvoll einschlagen, zum arbeitsfreien Tag geworden.

Ich sehe wirklich nicht ein, warum man diesen geschichts- und kulturlosen Gruppen unserer Gesellschaft auch noch einen unserer höchsten Feiertage opfern sollte. Niemand hindert sie daran, bei sich zuhause, wenn sie denn keine kulturellen Hemmungen mehr haben, auch an Karfreitag  Party zu machen. Daß sie und die Veranstalter aber auf öffentlichen Veranstaltungen selbst am Karfreitag bestehen, zeigt, daß es hier um mehr als nur um das Tanzen geht. Hier soll ein Exempel statuiert werden: gegen die Kirche vor allem.

Ein seltsames Bündnis von Spaßgesellschaft, atheistischen Kämpfern und den Vertretern kommerzieller Interessen hat sich da zusammengefunden, um es den Kirchen mal so richtig zu zeigen.

Den kommerziellen Hintergrund kann man schnell abhaken, er liegt auf der Hand: allein in Frankfurt, so der Disco-Besitzer Carlos Streil, führe die Einhaltung des Gesetzes zu Verlusten von über einer Million Euro. Die Veranstalter haben also in den letzten Jahren sehr gut daran verdient, daß die Behörden gegen ihre Gesetzesverstöße nicht so energisch vorgegangen sind, wie es ihre Pflicht gewesen wäre.

Interessanter sind da schon die aggressiv antikirchlichen Töne. Den Einwurf, daß wir schließlich die meisten Feiertage der Kirche zu verdanken haben, beantwortet Ralf Scheffler, der Chef der Batschkapp, in einem F.A.Z.-Interview mit diesem vielsagenden Argument:

Ja, und?

Und er erdreistet sich, die wenigen christlichen Zeichen, die uns im Jahresverlauf noch geblieben sind, mit der Diktatur der Mullahs zu vergleichen: es sei „fast so, als lebten wir im Iran“. Und weiter:

Die Christen sind eine Minderheit, und ich sehe nicht ein, wieso ich mich einem Minderheitenprogramm beugen soll.

Wir wollen nicht darüber streiten, ob die Christen wirklich eine Minderheit sind – das ist immer auch eine Frage der Definition. Aber ganz sicher ist, daß die Karfreitagstänzer eine Minderheit sind, und noch dazu eine ganz, ganz kleine, auch wenn sie im Moment den Mund recht voll nehmen und ihren aggressiven Säkularismus wie eine Monstranz vor sich hertragen.

Wir sollten nicht dulden, daß sie sich selbstherrlich über das Gesetz stellen.

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