Schluß mit dem „Bio-Sprit“ – ein für allemal!

In einem Brief an die Europäische Kommission haben über 200 Wissenschaftler aus aller Welt in einem International Scientists and Economists Statement on Biofuels and Land Use die EU aufgefordert, die Förderung von „Bio-Sprit“ unverzüglich einzustellen. Auf Anbaugebieten von fast unvorstellbaren Ausmaßen werden inzwischen, vor allem in den Tropen, Pflanzen nicht mehr als Nahrungsmittel, sondern zur Verbrennung in Motoren angebaut. Danach kommt es zu einer fatalen „indirekten Landnutzungsänderung“.

Wenn für die Nahrungsmittelproduktion genutzte Landflächen umgewandelt werden, um darauf Biosprit-Pflanzen anzubauen, dehnt sich die Landwirtschaft an anderen Orten weiter aus. Dies führt häufig zu neuer Entwaldung und Zerstörung natürlicher Ökosysteme, besonders in den tropischen Gebieten der Entwicklungsländer.

Leider kommt auch da wieder die Einsicht nicht von den europäischen Grünen, sondern von der Wissenschaft. Die Position der deutschen Grünen zum Bio-Sprit ist – jedenfalls auf ihrem Internetseiten – nichts als dröhnendes Schweigen. Ich habe mir, weil ich ja nicht ungerecht sein will, die Seiten genau angesehen, auch die Übersicht „Alle Themen von A-Z“. Dort finden sich zwar Einträge wie „Schwule“, „Lesben“ oder „Drogenpolitik“, aber kein einziges Wort zum Bio-Sprit (auch nicht versteckt bei anderen Stichwörtern). Wenn man „Bio-Sprit“ als Suchbegriff eingibt, erhält man als aktuellsten Beitrag eine „Bewerbung Martin Häusling“ (was immer das sein mag) aus dem Jahr 2008.

Das könnte ein Ausdruck von Scham und Schuldgefühlen sein, denn die Grünen haben eine erhebliche Mitschuld an dem, was überall in der Dritten Welt und in den Schwellenländern an Naturzerstörung im Namen des „Bio-Sprits“ vor sich geht. Sie haben den „biologischen“ Sprit erst bejubelt, dann an geradezu lächerliche Bedingungen wie Zertifikate geknüpft (die kann man sich in den betrofffenen Ländern für eine Handvoll Dollar besorgen!) – und jetzt schweigen sie ganz.

Aber so leicht dürfen sie nicht davonkommen. Ein mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa ist ja wohl das mindeste, was man von ihnen erwarten kann.

Übrigens schweigen nicht alle Grünen. Ein gewisser Dr. Frank Augsten, stellvertretender Fraktionsvorsitzender seiner Partei im Thüringer Landtag, schrieb noch im August 2011 (hier nachzulesen):

Bündnis 90/Die Grünen halten Biosprit und Biomasse trotz allen bestehenden Verbesserungsbedarfs für dringend nötige Technologien, um unabhängiger von Erdöl, Kohle und Uran zu werden.

Man sieht: aus der grünen Bewegung ist längst grüner Stillstand geworden – eine festzementierte Ideologie, die Tatsachen, wenn sie sich nicht in ihr dogmatisches Lehrgebäude einfügen, einfach nicht zur Kenntnis nimmt.

Der Rest ist Schweigen.

PS: Den (englischsprachigen) Text des „Letter to the European Commission“ kann man hier nachlesen, eine kurze Zusammenfassung findet sich zusammen mit einer Protestmail auf den Seiten der Organisation Rettet den Regenwald.

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