Ja, ja, ich weiß – Windkraftanlagen sind „schöne Maschinen und ein Zeichen der neuen Zeit“ (Kretschmann), und „Sonne, Wind und Wasser schicken keine Rechnung“ (McAllister). Nehmen wir einfach einmal an, daß das alles stimmt, was man uns weismachen will. Wie aber sieht es mit der Durchführbarkeit dieser verhängnisvollen „Energiewende“ aus?
Eberhard Umbach ist Präsident des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), und zusammen mit seinem Institut unterstützt er die Energiewende. Er ist aber als Wissenschaftler – anders als die Politiker, die den gutgläubigen Menschen das Blaue vom Himmel versprechen! – dem wissenschaftlichen Ethos und der Wahrheit verpflichtet. Das macht seine Aussagen wichtig.
Die Regierung Kretschmann will in Baden-Württemberg bis 2020 zehn Prozent des Energiebedarfs aus der Windkraft gewinnen (nachzulesen in der F.A.Z. vom 6. Januar). Das gelingt nur, wenn in den kommenden acht Jahren alle drei, vier Tage (!) ein neues Windrad aufgestellt wird. Nicht nur die Opposition hat Zweifel, ob das möglich ist.
Hören wir, was Prof. Umbach zu Kretschmanns Planungen sagt:
Die besten Standorte sind auf Erhebungen, zum Beispiel im Schwarzwald. Theoretisch ist das Ziel der Landesregierung beim Ausbau so ehrgeizig, daß man wahrscheinlich den gesamten Rücken des Schwarzwaldes doppelt mit Windrädern bestücken müsste.
Und das ist noch nicht alles. Die Frage der Leitungen ist zur Zeit noch völlig ungelöst:
Das größte Problem ist, daß wir künftig dezentrale Netze brauchen, die separat geregelt werden und miteinander verknüpft sind. Zur Steuerung der dezentralen Netze fehlt uns heute die entsprechende Informationstechnologie einschließlich entsprechender Sicherheitsmaßnahmen, da reicht es nicht, ein paar neue Programme zu schreiben.
Wenn in diesem Bereich in den nächsten zehn Jahren auch nur erste Schritte gelängen, sagt Umbach, „dann wären wir sehr gut“.
Auch das Problem der Spannungsschwankungen in den dezentralen Netzen ist nach wie vor ungelöst.
Das alles sagt ein Fachmann, der als Vizepräsident der Helmholtz-Gemeinschaft für den Forschungsbereich Energie zuständig ist. Nur am Rande sei erwähnt, daß Umbach auch auf die Kosten hinweist, die bald auf Verbraucher und Industrie zukommen. Der Strom würde „deutlich teurer werden als anderswo“.
Das weiß der grüne Umweltminister Franz Untersteller natürlich besser: niemand müsse Angst vor einem energiewirtschaftlichen Vakuum haben, und die Stromkosten könnten „durch Einsparungen überkompensiert“ werden.
Ja, ja – und der Wind schickt keine Rechnung, und mit den Windrädern kommt die neue Zeit. Und die Grünen sind naturverbunden. Und die Erde ist eine Scheibe.