Zumindest könnte man diesen Eindruck gewinnen, wenn man hört, was Elias Bierdel und seine Organisation borderline-europe Menschenrechte ohne Grenzen e.V. zu sagen haben.
Bierdel war bis 2004 als Nachfolger von Rupert Neudeck Leiter der Hilfsorganisation Komitee Cap Anamur – Deutsche Notärzte e.V. Nach einer umstrittenen Rettungsaktion im Mittelmeer wurde er nicht mehr aufgestellt und gründete borderline-europe.
Diese Organisation hat offenbar nur ein einziges Thema: die „Abschottung der EU und ihre tödlichen Folgen“. In martialischen Bildern wird den Europäern die Schuld an allem und jedem gegeben, weil sie einen „neuen Eisernen Vorhang“ errichten. Die Schlagzeilen sind immer dieselben: „EU-Abschottung fordert 77 Tote“ oder „Waffengewalt gegen Nordafrika-Flüchtlinge?“ Gut und Böse sind hier wie im Märchen verteilt: die Afrikaner sind gut, aber arm, die Europäer reich und böse.
In der Talkshow Anne Will am vergangenen Sonntag schlug Elias Bierdel in die gleiche Kerbe. Afrikanische Bauern haben gegen die hoch subventionierten europäischen Agrarprodukte keine Chance, europäische Trawler fischen ihre Meere leer usw. usw. Da fehlt dann nur noch die Kolonialismus-Keule, denn ohne die bösen Kolonialherren wäre Afrika heute ein Paradies.
Das ist primitives Denken par excellence. Wie kommt es denn, fragt man sich, daß sich die früheren Kolonien in anderen Erdteilen, z.B. in Asien, ganz anders entwickelt haben? Woher kommen diese ungeheuerlichen Ausbrüche von Gewalt wie in Ruanda, im Kongo, in Uganda, in der Elfenbeinküste – in fast allen afrikanischen Ländern? Warum hat gerade Afrika solche ausbeuterischen Eliten, die das Land aussaugen – oder es an andere Länder verschachern? Europa spielt da schon lange keine herausragende Rolle mehr. Heute ist es China, das durch die Zusammenarbeit mit korrupten Regimen ganze Länder dazu nötigt, ihre gesamten Rohstoffe nur noch für den chinesischen Markt abzubauen und riesige Monokulturen für den chinesischen Bedarf anzulegen.
Davon ist bei borderline-europe natürlich nicht die Rede.
Es mag viele Gründe für das Elend in Afrika geben – aber alles den Europäern in die Schuhe zu schieben, ist pure Ideologie. So bleiben die Afrikaner immer nur unsere Opfer, und sie müssen nicht darüber nachzudenken, warum sich gerade auf ihrem Kontinent soviele Despoten und Blutsauger halten können.