Wenn Ihnen nicht alles wurscht ist, was mit der Natur in Deutschland geschieht, sollten Sie den Artikel von Winand von Petersdorff in der heutigen Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung lesen. „Durchs Land der Riesen“ heißt er, aber er schildert kein Märchen, sondern einen Alptraum.
Nehmen wir Ostfriesland. Dort könne man, so heißt es in alten Texten, „von Kirche zu Kirche sehen“. Und heute?
Egal wo man in Ostfriesland steht, immer sieht man ein Windrad, meistens mehrere, oft viele. Bis zu 200 Meter hohe Energieriesen haben jeden Horizont gekapert und das freie Land gezeichnet. Die Kirchen aber sind klein geworden.
Auch der Mais auf den ostfriesischen Äckern, schreibt von Petersdorff, ist nicht etwa zum Essen da, sondern für die Biogasanlagen. Und auf den Dächern, die vielleicht einmal mit Reet gedeckt waren, schimmern die Solaranlagen.
Überall im Land gibt es Kämpfer gegen die Barbarei, aber es wird einsamer um sie. Hans-Joachim Mengel, der an der FU Berlin Politik lehrt, faßt seine Erfahrungen in einem Satz zusammen, der wie ein Menetekel klingt:
Wir erleben die schlimmsten Verheerungen seit dem Dreißigjährigen Krieg.
Ein anderer Kritiker der Windräder, der ehemalige Dorfschullehrer Manfred Knake, ein Grüner der ersten Stunde, der sein Leben lang für die Natur und ihre Erhaltung gekämpft hat, erlebt, wie sich die Vögel im Wattenmeer – sogar die Möwen – immer mehr zurückziehen, seit hinter dem Deich 50 Windräder rotieren. Aber die Naturschutzverbände stellen sich immer öfter auf die Seite der Windkraftprofiteure und überlassen den Schutz der Natur den Einzelkämpfern.
Die Profiteure und grünen Überzeugungstäter stehen vereint gegen Naturschützer und Bürger, die Lärm und die Verschandelung der Landschaft fürchten. Es ist ein ungleicher Kampf: Die Windmacher haben das Geld, Erfahrung, gute Anwälte und Gutachter. Sie kennen jede Lücke im Planungsrecht, setzen Gemeinderäte unter Druck oder locken mit sogenannten Bürgerbeteiligungsmodellen, Gewerbesteuern oder schlicht mit Geld.
In Holtgast, wo Knake zuhause ist, bot der Windkraftbetreiber der Gemeinde allein für die Genehmigung eine Viertelmillion Euro – da kann man sich vorstellen, wie die Gemeinden in Zeiten des knappen Geldes entscheiden. Wer Land besitzt, das für Windräder geeignet ist, verdient allein an Pacht monatlich zwischen 1.000 und 2.000 Euro.
Viele Landwirte sehen Windräder als Altersversorgung. Sie kämpfen oft an der Seite der Windkraftbetreiber und grünen Politiker für neue Standorte.
Der Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung geht über drei ganze Seiten (ich werde demnächst noch einmal darüber berichten). Er beschreibt den Niedergang eines Landes – und vor allem den Niedergang der grünen Bewegung und der großen Naturschutzverbände in Deutschland. Während wir noch über die paar armseligen Urlaube unseres Bundespräsidenten reden (im Vergleich wirklich peanuts!), zerstört eine große Koalition aus sämtlichen Parteien, den Grünen und den Naturschutzverbänden unser Land. Sie tun es zum Teil aus Überzeugung, aber zum größten Teil aus Profitgier. Die Windräder haben für Goldgräberstimmung in Deutschland gesorgt.
Eines sollten wir nicht vergessen: dieser Profit kommt nicht etwa von den Firmen selbst. Er kommt dank der Merkelschen Subventionen von unseren Steuergeldern.
Wir zahlen das alles. Wir selbst finanzieren die Zerstörung unseres Landes.