Salman Rushdie – Der Dichter und das Schwellenland

Meine Leser wissen, daß ich eine große (und wohlbegründete!) Abneigung gegen Schwellenländer habe. Sie stehen zwischen den großen Industrieländern und den armen Staaten der Dritten Welt – und vereinigen in sich leider oft die schlimmsten Eigenschaften von beiden. Nirgendwo wird die Natur so rücksichtlos ausgebeutet wie etwa in Brasilien, Indonesien und Malaysia.

Aber auch auf einem ganz anderen Gebiet habe ich heute mein (Vor-)Urteil wieder bestätigt gefunden. Salman Rushdie, der vom schändlichen Regime im Iran immer noch mit dem Tode bedroht wird, weil er – ein Buch geschrieben hat, dieser Schriftsteller, der 1947 in Bombay geboren wurde, hat große Probleme auch mit seinem Vaterland.

Nächste Woche findet in Jaipur im indischen Bundesstaat Rajasthan ein großes Literaturfest statt. Rushdie ist eingeladen, aber er wird wohl nicht kommen. Denn die „einflussreiche islamische Hochschule Darul-Uloom-Deoband“ (so wird sie von der Welt genannt) verlangt, daß man dem Schriftsteller die Einreise nach Indien verbietet. Sein Auftritt wäre „Salz in die Wunden der Muslime“. Der Vizekanzler dieser „Hochschule“ (man möchte übrigens schon einmal wissen, wie und was an einer solchen Universität gelehrt wird, wenn sie so rabiat den freien Geist bekämpft!) – dieser Vizekanzler also, er heißt Maulana Abul Qasim Nomani, verlangt, daß die Regierung Rushdie das Visum entziehen solle, und droht ganz unverhohlen:

In case of no response from the government, the Darul Uloom Deoband will take appropriate action.

Diese Universität hat ihren Sitz übrigens im Bundesstaat Uttar Pradesh, wo knapp 20 % der Einwohner Muslime sind. Dort finden im kommenden Monat Wahlen statt.

Die Regierung von Rajasthan hat den Organisatoren des Literaturfests inzwischen nahegelegt, die Einladung an Rushdie zurückzunehmen.

Die ersten indischen Parteien haben sich dieser Forderung angeschlossen.

Daß Muslime mit Andersdenkenden nicht zurechtkommen, ist eine bedauerliche, aber inzwischen weithin bekannte Tatsache. Man sollte aber auch einmal darauf hinweisen, daß nicht der Iran, sondern Indien das erste Land war, das Rushdies „Satanische Verse“ verboten hat.

„Eine Zensur findet statt“ – so titelt denn auch zurecht heute die Frankfurter Allgemeine.

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