Man muß die USA nicht lieben, aber sie immer nur stumpfsinnig zu beschimpfen, als seien sie der Hort des Bösen in der Welt, wie man es in vielen Internetforen täglich erleben muß, ist – mit Verlaub gesagt – fast unerträglich. Wie in jedem Land gibt es auch in den USA ganz wunderbare Dinge, die ich mir auch hier in Deutschland wünsche, aber natürlich gehört dazu nicht, um nur etwas besonders Abscheuliches aufzugreifen, die Teaparty-Bewegung – ich werde noch auf sie zu sprechen kommen.
Aber erst einmal möchte ich auf ein US-Gesetz zum Schutz der Natur hinweisen, das wirklich vorbildlich für die ganze Welt sein könnte. Es heißt nach seinem Initiator Lacey Act und ist – man glaubt es kaum – über hundert Jahre alt. Damals ging es freilich vor allem darum, die Jagd auf vom Aussterben bedrohte Tiere innerhalb der Vereinigten Staaten einzudämmen. Inzwischen hat sich die Stoßrichtung des Gesetzes verlagert: dieses einmalige Gesetz, das durch amendments immer wieder an neue Bedürfnisse angepaßt wurde, stellt seit dem Mai 2008 eine große Zahl von Pflanzen und Pflanzenprodukten unter Schutz, darunter auch die im Ausland geschützten Tropenhölzer. Kurz gesagt: nichts, was außerhalb der USA illegal abgeholzt worden ist, darf in die USA eingeführt werden.
Das ist einem der führenden Hersteller von Edelgitarren in den USA, Gibson, offenbar ein Dorn im Auge. Zweimal schon hatte die Firma Besuch vom Staatsanwalt, und zweimal wurden Dokumente, Hölzer und Gitarren beschlagnahmt. Es soll sich um illegal eingeführtes Palisander- und Ebenholz aus Madagaskar und Indien handeln. Besonders dramatisch ist die Lage in Madagaskar, wo die letzten noch vorhandenen Tropenwälder und sogar die Nationalparks von einer Holzmafia illegal ausgeplündert und exportiert werden.
Geht der Gitarrenhersteller jetzt in Sack und Asche? Nein, er denkt gar nicht daran! Das Holz sei aufgrund einer ordentlichen Forstkonzession geschlagen worden, sagt das Unternehmen. Dazu schreibt der Zoo in Zürich in einer Presseerklärung:
Die Menge des exportierten Holzes kann unmöglich aus der kleinen Konzession stammen. Das Kontingent wurde bei Weitem überschritten; sieben von acht Bäumen sind illegal gefällt worden. Zudem hat Alexander von Bismarck nachgewiesen, dass der Lieferant von Gibson das Edelholz im geschützten Masoala Nationalpark einschlagen lässt.
Gibsons Firmenvertreter gehen in den amerikanischen Talkshows ein und aus, vor allem aber betreiben sie eine aggressive Lobbypolitik, um das lästige Naturschutzgesetz endlich abzuschaffen oder wenigstens aufzuweichen. Und wen haben sie sich dafür als politische Speerspitze ausgesucht? Natürlich – die Teaparty-Bewegung.
Rein zufällig wird dann zur gleichen Zeit von zwei Abgeordneten aus Tennessee ein Gesetzesantrag eingebracht, der die Bestrafung der Importeure verhindern soll – und zwar mit dem dämlichen Argument: da könne ja jeder brave US-Bürger, der noch eine alte Gitarre besitze, ins Gefängnis gesteckt werden! Und dann seien natürlich viele, viele Arbeitsplätze in Gefahr …
Das nennt man plumpe Lobbyarbeit, die auf die Dummheit der Menschen setzt.
Der Verein Rettet den Regenwald betreibt auch Lobbyarbeit, aber er setzt auf die Klugheit der Menschen. Auf seinen Seiten (hier nachzulesen) erfahren Sie mehr über Gibson und seine Holzimporte – und natürlich über Madagaskar, das immer noch von den Holzkonzernen ausgeplündert wird.