Bushido, das reiche Mädchen und die Moral

Es begab sich aber zu der Zeit, als Bushido Rapper in Deutschland war, daß er eines Tages ein reiches Mädchen kennenlernte. Die Eltern des Mädchens waren wirklich sehr, sehr reich:

Ihr Vater hatte einen echten Picasso im Wohnzimmer der Villa hängen, sie besaßen mehrere Häuser auf der ganzen Welt, in der Garage standen Ferraris, Maseratis und Porsches.

Ich mag mir gar nicht vorstellen, was für eine Uhr diesem Mann von seinem Handgelenk entgegenfunkelte! Aber seine Tochter hielt dem hohen moralischen Standard des Rappers leider nicht stand.

Anstatt dazu zu stehen, das Geld von Papi auszugeben, versuchte sie ständig, mir irgendeinen Blödsinn zu verklickern. Zuerst wollte sie einen Club in Berlin eröffnen – wofür ich sie krass auslachte. Dann wollte sie Mediendesign studieren und einen Monat später Medizin. Was für ein Abtörn! Wieso konnte sie nicht einfach sagen: ‚Ich gehe alle drei Tage für 500 Euro zum Friseur, kaufe mir ohne Ende Designer-Klamotten und genieße das Leben.‘

Und jetzt kommt’s:

Das wäre wenigstens ehrlich gewesen, und sie hätte dafür auch meinen Respekt bekommen. Da sie es nicht war, mußte ich sie leider abservieren. Ohne Ehrlichkeit läuft nun mal nichts im Leben.

Dieser zuckersüße moralische Schlenker am Ende Deiner Erzählung, lieber Bushido – was für ein Abtörn!

Du nimmst es mir doch sicher nicht übel, wenn ich Dich dafür jetzt mal krass auslache?

(Die Zitate sind alle der 2008 im riva-Verlag erschienenen Autobiographie des preisgekrönten Rappers entnommen.)

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