Der Hesse liebt seine Windräder

Und er kann offenbar gar nicht genug davon kriegen! Na ja, ihm wird bald geholfen werden.

Nach einer Umfrage, die soeben in der F.A.Z. veröffentlicht wurde (hier nachzulesen), empfinden tatsächlich 84 % der Hessen Windkraftanlagen „in der Landschaft nicht als störend“. 84 % – das übertrifft meine schlimmsten Befürchtungen, und es zeigt, wie tief das bloß technologische Denken schon überall in die Köpfe eingesickert ist.  Es ist derselbe Prozeß, der sich irgendwann in den 90er Jahren auch innerhalb der Grünen vollzogen hat, aber eben so langsam, daß man ihn lange nicht wahrgenommen hat – auch weil damals die „alten“ Grünen immer noch aktiv waren. Für diese Ur-Grünen, die man heute so schmerzlich vermißt, war die Einsicht in ökologische Zusammenhänge nicht ein bloßes Erkenntnisproblem, sie war unlösbar verbunden mit der Liebe zur Natur. Das kühl Rationale (das auch wichtig ist!) war immer von dem durchflossen, was ich den Wärmestrom der Grünen nenne.

So, jetzt wollen wir einmal einen Moment innehalten und uns etwas vorstellen. Wir treffen auf der Straße zufällig Renate Künast und stellen ihr eine Frage.

Frau Künast, lieben Sie die Natur?

Da wird sie sicher erst einmal (was ja nicht oft geschieht) verstummen – ich sehe ihr Gesicht vor mir und wie es in ihrem Kopf arbeitet! -, dann aber, sobald sie sich gefangen hat, wird sie uns belehren, daß man ja gerade deshalb die Windkraft ausbauen muß, weil man die Natur liebt, und daß ja die noch viel gefährlichere Klimakatastrophe vor der Tür steht und daß man allein mit der Liebe zur Natur den Klimawandel nun wirklich nicht bekämpfen kann, da muß man schon die ganze Energie ökologisch umbauen, und da kann Deutschland zu einem Modell für die ganze Welt werden – und und und …

Mit einem solchen Redeschwall, einer grünen Litanei, würde sie – so stelle ich es mir vor – auf meine kleine unschuldige Frage antworten.

Nur eine Antwort würde ich von ihr nicht hören: ein einfaches Ja.

Inzwischen sind ganze Generationen herangewachsen, die sich nur noch für Technik und Elektronik interessieren (Computer, Videospiele, Internet, Handy). Pflanzen, Tiere, Natur, das alles ist uncool, abseitig und wird kaum noch wahrgenommen. Nur eine kleine Minderheit unter den Jugendlichen denkt anders. Daß diese Beobachtung stimmt, merkt man auch daran, daß viele Orts- und Regionalgruppen der Naturschutzorganisationen überaltert sind – wer an der Basis heute noch mitarbeitet, ist eben in einer Zeit aktiv geworden, als der grüne Wärmestrom noch da war.

Aber jammern hilft nicht. Immerhin bezeichnen 14 % der Befragten in Hessen Windräder als häßlich – damit ist die Gruppe der Windkraftgegner fast 5 mal so groß wie die der FDP-Wähler (in der gleichen Umfrage).

Wenn das nicht tröstlich ist!

Dieser Beitrag wurde unter Die grüne Bewegung, Politik veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert