Die Verklärung des Bushido – aufgeführt durch das Haus Burda im Jahr des Herrn 2011

Natürlich war der Bambi für Bushido auch ein Marketing-Gag. Wer will denn diese langweiligen Galas im Grunde noch sehen, diese grauenhaften Abendkleider auf dem roten Teppich, die Selbstdarstellung oft drittklassiger Sternchen, die peinlichen Dankesreden? Da ist wohl jemand im Hause Burda auf die Idee gekommen, das Interesse mit einer kleinen Provokation aufzupeppen – und es hat ja auch funktioniert. Mit 6 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 20,5 % war die Bambi-Übertragung erfolgreich wie lange nicht mehr. Die Farce um das geläuterte „Ghettokind“ und seine „zweite Chance“ war ein voller Erfolg.

Reschpekt, Herr Burda – well done indeed!

Apropos Burda: da wollen wir doch noch zwei Zitate anführen, die bemerkenswert sind und offenbar aus der Chefetage des Hauses stammen (hier nachzulesen):

Musik ist eine Kunstform, der bewusste Tabubruch ein Stilmittel des Raps – ob es einem gefällt oder nicht.

Von dem lustigen Genitiv „des Raps“ – Raps ist für mich eine Ölfrucht! – einmal abgesehen: in mir sträubt sich alles dagegen, das schmutzige Milieu, aus dem die Texte dieses Künstlers stammen (und das er finanziell erfolgreich ausbeutet), mit Wörtern wie „Musik“, „Kunstform“ oder „Stilmittel“ in Verbindung zu bringen. Und dann auch noch „Tabubruch“! Ach jehchen – das macht doch seit Jahren jede Provinzbühne: überall wird – natürlich nur als Stilmittel! – coram publico uriniert, masturbiert, kopuliert. Wo ist denn da noch ein Tabu, das der Groß-Rapper brechen kann?

Aber wir wollen auch das zweite Zitat aus dem Hause Burda noch anhören:

Bushido leiht seine Stimme jungen Menschen, die im medialen Diskurs häufig überhört wurden.

Die „jungen Menschen“ – damit ist wohl das gewalttätige, vulgäre Milieu von Jugendlichen mit Migrationshintergrund gemeint sein, denen man auf unseren Plätzen und in der U-Bahn besser nicht begegnen möchte. Ich gehe davon aus, daß es  auch Hubert Burda nicht danach gelüstet, mit einem dieser „jungen Menschen“ nachts in den öffentlichen Verkehrsmitteln in einen Diskurs zu treten. Sie haben nämlich mit dem feuilletonistischen Jargon aus dem Hause Burda nichts am Hut.

Und überhört werden sie in den Medien? Hat man bei Burda die letzten Jahre verschlafen? Nein, überhört werden sie nun wirklich nicht – sie machen sich ja selbst unüberhörbar (und unübersehbar), und spätestens seit Thilo Sarrazin, Kirsten Heisig und Heinz Buschkowsky diskutiert das ganze Land über sie.

Aber es diskutiert endlich über diese Jugendlichen, wie sie wirklich sind, nicht über ein feuilletonistisch verklärtes, mit viel germanistischem Jargon aufgehübschtes Zerrbild. Die Sozialpädagogen und street worker haben mit ihrer Verharmlosung genug Unheil angerichtet.

So, das war mein letztes Wort zu Rappern im allgemeinen und Bushido im besonderen. Die Geschichte ist für mich – wie sagt man heute? – „auserzählt“.

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