Eva Prohacek – diesmal leider zu gut, um wahr zu sein

Unter Verdacht ist für mich eine der wenigen wirklich guten Reihen im deutschen Fernsehen. Es hat neben einigem Mittelmaß viele weit überdurchschnittliche Folgen gegeben. Die Episode „Elegante Lösung“, die gestern abend vorab auf arte gelaufen ist, gehört leider nicht dazu.

Die Reihe lebt von den kleinen und großen Bösartigkeiten zwischen „der Eva“ (Senta Berger) und „dem Klaus“ (Gerd Anthoff). Von diesem wunderbaren Spiel zweier großer Schauspieler war gestern leider (fast) nichts zu spüren. Die vielgelobte Regisseurin dieser Folge hat, glaube ich, gar nicht verstanden, wie Unter Verdacht funktioniert.

Sie hat einen Film über arme boat people, böse Italiener und überforderte deutsche Grenzschützer gedreht, der auch in der Tatort-Reihe oder an einem beliebigen anderen Fernsehplatz hätte laufen können.

Die dürftige Kriminalgeschichte war leider nur ein Vehikel, um das Elend der afrikanischen Flüchtlinge im Mittelmeer zu schildern. Und wie die Regisseurin es schildert, war schon sehr holzschnittartig. Die Flüchtlinge sind ganz, ganz arm dran, die Eva ist die ganze Zeit wirklich arg betroffen, und die Italiener sind ganz schön fies. „Na ja, die Italiener“, sagt der Klaus mit diesem wunderbar bösen Unterton, den Anthoff so gut beherrscht, und für ein paar Sekunden atmet man auf, aber dann sieht man schon wieder die Eva, wie sie leidet unter dem Elend der Welt, und alles ist wieder moralisch korrekt, sehr empathisch – und sehr langweilig.

Nein, das war keine gute Folge.

Gerade diese Reihe hat es wirklich nicht verdient, als bloße Kulisse für ein sozialkritisches Thema zu dienen. So etwas mag beim Tatort noch durchgehen, aber Unter Verdacht lebt vor allem von den beiden so wunderbar gespielten Charakteren und ihrem Wechselspiel.

Vergessen wir also diese Folge – und freuen wir uns auf die nächste!

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