Jagdszenen am Nil

In Kairo haben am Sonntag einige tausend christliche Kopten friedlich dagegen protestiert, daß immer wieder Kirchen von Muslimen angegriffen und niedergebrannt werden. Die ägyptischen „Sicherheitskräfte“ sehen in vielen Fällen dem Treiben des Mobs tatenlos zu.

Während ihrer Demonstration wurden die Kopten erst von bezahlten muslimischen Schlägertrupps, dann massiv von ägyptischen Soldaten angegriffen. Unter den Toten sind fast nur Christen.

Das alles ist durch viele Zeugenaussagen belegt. Aber das ägyptische Fernsehen verbreitet die ganze Nacht (und noch den ganzen Morgen hindurch!) die Falschmeldung, daß die Gewalt von den Kopten ausgegangen sei. Es hetzt die Ägypter gegen die christliche Minderheit auf, spricht von muslimischen „Märtyrern“ und wiederholt immer wieder die Meldung, die Kopten hätten auf Muslime geschossen. Das alles kann man u.a. auf der englischsprachigen Seite von Al Jazeera nachlesen.

Eines sieht man hier ganz klar: eine „Revolution“, die das wichtigste und wirkungsvollste Medium, das Fernsehen, in den alten Händen läßt, hat schon halb verloren. Das Staatsfernsehen war nie unabhängig, es war immer ein Instrument des Regimes, und nach diesem Gesetz handelt es auch jetzt noch.

Die alten, durch und durch korrupten Schichten sind ja nicht zusammen mit Mubarak verschwunden. Sie wollen ihre Macht behalten, und das geht am besten, wenn man Muslime und Christen aufeinanderhetzt. So werden die Christen, die im übrigen schon in Ägypten waren, als an den Islam noch gar nicht zu denken war, wieder einmal aus niedrigsten Beweggründen instrumentalisiert. Sie mußten schon immer den Sündenbock abgeben.

Freilich unterschätzen die ägyptischen Militärs die Macht der Bilder: die Aufnahmen des gepanzerten Militärfahrzeugs, das Jagd auf einzelne flüchtende Christen machte und dann absichtlich in die Menge fuhr und viele Menschen dabei zermalmte – diese Bilder sind nicht mehr aus der Welt zu schaffen.

Ich jedenfalls werde keinen Urlaub mehr in einem Land verbringen, in dem Jagd auf Christen gemacht wird.

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