Jetzt, da Elisabeth II. ihr 70jähriges Thronjubiläum feiert, sollte man sich daran erinnern, daß schon einmal eine Monarchin dieses Namens Königin von England war: Elisabeth I. Sie regierte von 1558 bis 1603, und ihre Regierungszeit, die man nach ihr auch als Elizabethan Era bezeichnet, war in vielerlei Hinsicht (Shakespeare!) eine Blütezeit der englischen Geschichte.
Das kann man von ihrem Nachfolger, James I., leider nicht sagen. In seiner „Kulturgeschichte der Neuzeit“, einem Buch, das ich nur immer wieder empfehlen kann, bechreibt ihn Egon Friedell so:
Seine Gestalt war plump und unansehnlich, sein Kopf dick, sein Bart dünn, seine Augen hervorquellend, seine Rede stotternd und mißtönend: man sagte, daß er die Worte mehr herausspucke als artikuliere. Er war ungemein furchtsam und mißtrauisch, konnte keine blanke Waffe sehen und lebte in beständiger Angst vor Verschwörungen und Attentaten. Er war ebenso kindisch eitel wie seine Vorgängerin, aber viel unvernünftiger, denn er vertrug nur Ansichten, die mit den seinigen übereinstimmten.
Obgleich er mit seinen zappelnden Bewegungen, seinem unbeholfenen Gang und seinen bäurischen Manieren das Gegenteil einer königlichen Erscheinung war, so war doch kein Herrscher von seinem Gottesgnadentum so überzeugt wie er.
Das nur, um wieder einmal zu zeigen, mit welcher stilistischen Kunst Egon Friedell in wenigen Sätzen einen Menschen charakterisieren kann. Wo gibt es heute einen Schriftsteller, der die ganze Neuzeit in all ihren Verästelungen überblickt – und dann auch noch so formulieren kann?
Wenn man einmal mit der Lektüre seiner „Kulturgeschichte “ begonnen hat, kann man nicht mehr damit aufhören.