Manchmal faßt man es nicht, wie zartbesaitet die Mägdlein heutzutage sind. Da sollte die 17jährige Gabriela O. im Ethikunterricht den ersten Teil der berühmten „I have a dream“-Rede von Martin Luther King vorlesen. Sie weigerte sich! Denn der schwarze Bürgerrechtler sprach in dem Absatz gleich mehrfach von „Negern“.
Aber auch hundert Jahre später [nach der Abschaffung der Sklaverei] ist der Neger immer noch nicht frei. Hundert Jahre später ist das Leben des Negers immer noch verkrüppelt durch die Fesseln der Rassentrennung und die Ketten der Diskriminierung.
Das sensible Mädchen brachte es (anders als Martin Luther King) nicht übers Herz, ein so schlimmes Wort auszusprechen. Sie wollte es durch den Begriff „N-Wort“ ersetzen, was ihr aber die Lehrerin nicht erlaubte. Das hätte nämlich so geklungen:
Aber auch hundert Jahre später ist der N-Wort immer noch nicht frei. Hundert Jahre später ist das Leben des N-Worts immer noch verkrüppelt durch die Fesseln der Rassentrennung …
Das ist so absurd wie das Gendern, das die Minderheit von moralinsauren Ideologinnen der Mehrheit unseres Landes aufzwingen will. Vollends an die Grenzen des Wahnsinns stößt dann die Frankfurter Rundschau, wenn sie so über Kings Rede berichtet:
Im Original fällt darin zehnmal das englische Wort N***o, damals noch gängige Beschreibung, in deutschen Texten oft mit der diskriminierenden Bezeichnung N***r übersetzt.
Das ist hanebüchener Unsinn – und eine grobe historische Fälschung, denn „im Original“ fällt eben nicht zehnmal „das englische Wort N***o“, sondern das Wort „negro“, das damals (und noch lange danach) die gebräuchliche Bezeichnung für einen farbigen Menschen war. Und anders, als die FR meint, wurde das englische Wort damals nicht mit der „diskriminierenden Bezeichnung N***r“ übersetzt, sondern mit der Bezeichnung „Neger“.
Daß die Schülerin, jetzt natürlich unterstützt von der SPD-Abgeordneten Hibba-Tun-Noor Kauser, dazu von „Akteur:innen“ und vom „Stadt-Schüler:innenrat“ (so das gewohnte FR-Dummdeutsch), eine Entschuldigung von ihrer Lehrerin einfordert, statt sich über die Geschichtlichkeit der Sprache kundig zu machen, zeigt nur, daß ihr in den Zeiten der ideologischen Herrschaft des Moralins eine glänzende Zukunft bevorsteht.