Nach dem Brand in Kapstadt, der gestern Teile des südafrikanischen Parlamentsgebäudes zerstörte, sagte der Abgeordnete Steve Swart, dieses Unglück habe große Bedeutung für alle Menschen in Südafrika:
Because here was the dawn of democracy in 1994.
Das ARD-Studio in Johannesburg übersetzt dieses Satz in einem Bericht für die Tagesschau so:
Denn hier hatten wir das Morgengrauen der Demokratie 1994.
Das Morgengrauen? Rolf Robischon hat ein Buch mit diesem Titel geschrieben: da geht es um das morgendliche Grauen von Schülern und Lehrern vor dem Betreten der Schule. Ein solches Grauen hat der südafrikanische Abgeordnete sicher nicht gemeint. Das englische Wort dawn bedeutet, ganz neutral übersetzt, die „Morgendämmerung“, mit der ein neuer Tag beginnt. Dagegen ist dusk die „Abenddämmerung“. Deshalb sagt man mit einer geläufigen Redewendung auch from dawn to dusk, also „von der Morgendämmerung bis zur Abenddämmerung“, oder kurz „von morgens bis abends“.
Metaphorisch könnte man dawn auch mit „Morgenröte“ übersetzen, aber das ist vielleicht ein bißchen zu lyrisch. Morgengrauen ruft jedenfalls Assoziationen hervor, die der Sprecher ganz bestimmt nicht gemeint hat.