Noch vor ein paar Jahren hätte man sich über eine Nachricht, wie sie die Katholische Studierende Jugend (KSJ) nicht ohne Stolz verbreitet, sehr gewundert:
Wir als KSJ fordern ein neues Gottes*bild, das mit den Vorstellungen vom alten, weißen, strafenden Mann aufräumt und Platz schafft für eine Gottes*vielfalt. Denn Gott* ist in allen Lebewesen.
Ich weiß nicht, was die Mitglieder der Katholischen Studierenden Jugend so alles studieren – Soziologie vielleicht? Oder Politik? Nur eines können sie eigentlich nicht studieren: Theologie. Wer heute mit dem Gottesbild vom „alten, weißen, strafenden Mann“ aufräumen will, hat die letzten hundert Jahre der Theologie verschlafen – oder (wahrscheinlicher) er baut sich einen Popanz, auf den er dann einschlägt.
Daß Michelangelo Gott in der Sixtinischen Kapelle als alten Mann mit Bart gemalt hat, kann nicht verwundern. Es ist nur das ikonographische Zeichen dafür, daß Gott eben von Anbeginn da war. Wer ihn lieber als als junge farbige Frau mit Rastalocken sähe, mag ihn sich so vorstellen, aber das Bild des liebenden Vaters im Himmel erscheint mir doch wesentlich sympathischer – und auch näher am Text der Bibel. Vorstellen aber darf man sich im Christentum alles, keine Fatwa verbietet das.
Ich zitiere einmal Schillers Lied an die Freude, auch wenn es der gläubigen Feministin anstößig sein mag (Brüder! Vater!):
Seid umschlungen Millionen!
Diesen Kuß der ganzen Welt!
Brüder – überm Sternenzelt
muß ein lieber Vater wohnen.
Das ist immerhin im aramäischen Wort abba für Vater biblisch verbürgt. Wie aber aus dem altehrwürdigen Sternenzelt ein Zelt aus Gendersternchen hat werden können, ist einer zeitgenössischen Narretei geschuldet, die hoffentlich bald von einem neuen, vernünftigeren Zeitgeist hinweggefegt wird.