Man glaubt es kaum – auf einmal sucht alle Welt nach „diskriminierenden Vogelnamen“. Carina Schroeder von Deutschlandfunk Kultur, einem Sender, der (auch beim Gendern!) immer an der Spitze des Fortschritts marschiert, verzichtet in ihrem Bericht bewußt auf das journalistisch übliche Fragezeichen und stellt (hier nachzulesen) kategorisch fest:
Warum einige Vögel neue Namen brauchen.
Gewährsmann des Senders ist ein gewisser David Lindo, ein (schwarzer) britischer bird watcher. Er sagt:
Es gibt 11.000 Vogelarten und ich kenne nicht eine, die nach einer schwarzen Person benannt ist. Viele sind nach weißen Männern benannt, wenige nach Frauen. Und von denen wurden wieder viele von Männern benannt, um ihre Frau zu ehren.
Es muss viel mehr getan werden, damit die Vogel-Community inklusiver wird. Vieles von dem, was in den Zeitungen steht, basiert nach wie vor auf der Vorstellung, dass die Leute, die sowas interessiert, zur weißen Mittelschicht gehören.
Na, da haben wir ja wieder alle Parolen, alle dummen Klischees in ein paar Sätzen untergebracht: den bösen „weißen Mann“, die „schwarze Person“, Männer, die ihre Frauen erniedrigen, indem sie sie ehren, und – natürlich! – die „weiße Mittelschicht“, die seit jeher allen Vertretern des Radikalen und Extremen ein Dorn im Auge ist, obwohl (oder weil?) sie ein wichtiger Träger und Bewahrer der Kultur ist.
Wer hätte gedacht, daß der Rassismus, den wir doch alle, wenn schon nicht für besiegt, so doch für eingedämmt und weithin verfemt hielten, noch einmal so machtvoll zurückkehren würde – und diesmal als aggressiver schwarzer Rassismus? Wer hätte gedacht, daß man im 21. Jahrhundert, also fast dreihundert Jahre nach Beginn der Aufklärung in Europa, ganze Bücherregale mit „wissenschaftlicher“ Literatur über die menschliche Hautfarbe, über whiteness und blackness, füllen kann? Und wer hätte gedacht, daß Journalisten, ob im ZDF, im Hessischen Rundfunk, in der Frankfurter Rundschau, im Deutschlandfunk oder sonstwo, statt die Fackel der Aufklärung zu tragen, brav jeder trendigen Strömung von MeToo über Black Lives Matter bis zu den Blackness– und Whiteness-Studien folgen und alledem, auch dem barbarischen Gendern, ergeben und unkritisch folgen?
Noch ein Wort zu den Vogelnamen: da muß man – das wird im Beitrag des Deutschlandfunks nicht durchgehend sauber getrennt – zwischen der wissenschaftlichen Nomenklatur auf der einen und den volkssprachlichen Namen auf der anderen Seite unterscheiden. Die Hottentottenente wird also, weil ihr der Erstbeschreiber diesen Namen gegeben hat, für alle Zeit Anas hottentota heißen (nicht Anas Hottentota übrigens, wie im Artikel, denn das Artepitheton wird immer klein geschrieben!), aber wie man sie im Englischen oder Deutschen nennt, das kann auch weiterhin jeder halten wie er mag. Empfehlungen gibt es, darum kümmern sich die ornithologischen Verbände, aber diese Empfehlungen sind, auch wenn sie zur Verständigung und zum Austausch nützlich sind, in keiner Weise verbindlich.
Was bleibt als von der Fanfarenmeldung des Deutschlandfunks, der sich mit dem Beinamen Kultur schmückt? Nur heiße Luft und eine neuerliche devote Verbeugung vor den modischen Trends Antirassismus und Antikolonialismus.