Armes Curry

Die 27jährige indischstämmige Foodbloggerin Chaheti Bansal aus Kalifornien sorgt für Aufsehen, ihr Name geht durch alle Medien. Warum? Weil sie ihr Lieblingsthema, die indische Küche, mit dem modernen Zeitgeist verbindet, der in den USA gerade besonders stürmisch weht. Sie schreibt (hier nachzulesen):

Es gibt ein Sprichwort, dass sich das Essen in Indien alle 100 km ändert, und dennoch verwenden wir immer noch diesen Oberbegriff, der von Weißen populär gemacht wird, die sich nicht die Mühe machen konnten, die tatsächlichen Namen unserer Gerichte zu erfahren.

Was sie dann in Interviews nachgeschoben hat – die indische Küche sei so vielfältig, daß man sie doch nicht unter dem Oberbegriff „Curry“ zusammenfassen könne usw. – das alles ist zwar richtig, aber damit hätte sie kaum Aufsehen erregt, und NBC Asian America hätte sie auch niemals zum Interview eingeladen. Erst ihre Aussage, das Wort Curry sei „von Weißen populär gemacht“ worden, noch dazu von Weißen, die sich nicht einmal die Mühe gemacht hätten, die „tatsächlichen Namen“ der Gerichte zu erfahren, hat sie in die Schlagzeilen gebracht.

Könnte es nicht sein, daß die Namen für europäische Ohren so fremd und unaussprechlich waren, daß man sie durch einfacher klingende ersetzt hat? Ist das nicht immer und überall, bei allen Völkern, so gewesen? Ich könnte mir, mit Verlaub, sogar vorstellen, daß man in Indien auch nicht alle österreichischen Mehlspeisen, wenn man sie denn überhaupt kennt, mit ihrem korrekten Namen bezeichnet. Oder irre ich mich da? Was mich aber am meisten ärgert: muß man denn heutzutage immerfort und überall Kolonialismus und Rassismus wittern? „Die Weißen“, liebe Frau Bansal, gibt es genausowenig, wie es „die Inder“ gibt.

Nicht einmal eine wirklich weitgereiste Autorin wie die US-Schriftstellerin Mimi Sheraton, die sogar ein Buch über die deutsche Küche geschrieben hat, war in der Lage, alle deutschen Gerichte richtig zu buchstabieren, sie hat sogar Fantasienamen wie das Mauerlöwerlei verwendet. Ich habe an dieser Stelle darüber berichtet. Und da sollen wir alle indischen Namen kennen?

Es gibt kaum etwas, das die Menschen mehr verbinden kann als das Essen. Wir haben von vielen Urlauben Rezepte mitgebracht, die heute in unserem Familienkochbuch stehen: aus Griechenland, Italien und Spanien, aus den Niederlanden (Poffertjes!), aus der Türkei und dem Orient mit ihren herrlichen Gewürzen – und, ja, auch ein indisches Gericht ist dabei. Essen zu kochen und miteinander zu genießen, das sollte uns verbinden. Wen interessiert es, ob der Name eines Gerichts von „den Weißen“ oder sonst jemand stammt?

Mich jedenfalls nicht.

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