Delia Friess von der Frankfurter Rundschau schrieb vor einigen Tagen (hier nachzulesen, leicht gekürzt) einen Artikel mit der Überschrift
Donald Trump droht Republikanern an Weihnachten auf Twitter.
Dagegen wäre sprachlich nichts einzuwenden, wenn es nicht so weiterginge (nur ein paar Beispiele, Hervorhebungen von mir):
Donald Trump droht illoyalen Republikaner:innen auf Twitter
Seine straffällig gewordenen loyalen Anhänger:innen zu begnadigen und Republikaner:innen unter Druck zu setzen …
Den Rest seiner Zeit nutzt Donald Trump offenbar dazu, Republikaner:innen auf Twitter zu drohen.
Donald Trumps Berater:innen sollen illoyale Republikaner:innen beobachten.
Eine entscheidende Rolle bei der Diskreditierung von Republikaner:innen könnte das Great America PAC spielen.
Der Verteidigungshaushalt war von Republikaner:innen wie Demokrat:innen ausgehandelt worden.
Stellen sich Republikaner:innen beim Verteidigungshaushalt hinter Trumps Veto?
John Bolton hat die Republikaner:innen dazu aufgefordert, das Veto von Donald Trump zu überstimmen.
Wie kann, so frage ich mich, eine Zeitung, die einmal ein Karl Gerold gegründet und zwei Jahrzehnte geführt hat (ich war selbst jahrelang FR-Leser), wie kann eine solche Zeitung ihren Lesern eine derartige Orgie an Sprachdummheit, an gedankenloser Sprachvernichtung zumuten? Wie können sich überhaupt gelernte Journalisten dem Diktat einer kleinen, aggressiven Minderheit von Aktivistinnen beugen und, statt sprachliche Vorbilder zu sein, aus der deutschen Sprache ein unlesbares Gestammel aus Sternchen, Doppelpunkten und anderen Lächerlichkeiten machen? Alles soll nach Ansicht dieser Minderheit gerecht werden: das Grundgesetz, in dem auch noch die letzte Minderheit (Linkshänder? Fleischereifachverkäuferinnen?) als schützenswerte Gruppe ausdrücklich erwähnt werden muß, vor allem aber die Sprache, dieser wunderschöne, buntwuchernde Wildwuchs, den sie, die von ihrer eigenen Sprache nichts, aber auch gar nichts verstehen, in das Korsett ihrer schlichten Ideologie zwängen wollen. Niemals hat es eine gerechte Sprache gegeben, und es wird auch nie eine geben. Die Sprache ist nur ein Instrument, und man kann auf ihr, wie auf jedem Instrument, betörende, aber auch gräßliche Lieder spielen.
Aber die Sprache ändert sich doch ohnehin ständig! rufen die Ideologen. Ja, das stimmt. Aber noch nie – außer in fiktiven Dystopien wie Brave New World oder in totalitären Regimen – sind die Menschen administrativ gezwungen worden, sich dem schlechten Geschmack und der Dummheit einer politischen Minderheit unterzuordnen. Nur im privaten Bereich, da wo ich das Hausrecht habe, darf ich noch reden und schreiben, wie ich will. An den Universitäten, in den Verwaltungen, an den Schulen, in Unternehmen und vor allem in Rundfunk- und Fernsehanstalten sieht es schon heute ganz anders aus. Hier sitzen – mit Verlaub: wie die Spinnen im Netz – die Gleichstellungs- und Frauenbeauftragten, die ihre Macht gerade bei Einstellungen und Sprachregelungen dazu mißbrauchen, ihre Ideologie dem ganzen Land aufzuzwingen. Sie erinnern mich sehr an die „Tanten“ in Margaret Atwoods Roman Der Report der Magd.
Die unkritische Übernahme unnötiger englischer Ausdrücke, die vor einiger Zeit (auch von mir) kritisiert worden ist, schrumpft angesichts dieser immer dreisteren Eingriffe bis hinein in die Morphologie und Syntax unserer Sprache fast zu einer Petitesse. Hier wird nämlich aus niedrigen Beweggründen, nämlich zur Durchsetzung der feministischen Minderheitenideologie, und politisch abgesichert durch das linke und grüne politische Milieu, etwas Kostbares, historisch Gewachsenes mit voller Absicht zerstört: die deutsche Sprache.