Der türkische Ministerpräsident Erdogan, der viele Jahre lang Kreide gefressen hatte, um in den Christenclub EU aufgenommen zu werden, zeigt jetzt sein wahres Gesicht. Ein Muslim will zu seinen muslimischen Brüdern, mit der alten türkisch-israelischen Verbindung hat er nichts mehr am Hut. Sie war ein Teil der kemalistischen Außenpolitik, damit hat er jetzt vor aller Welt gebrochen. Kann so ein Zündler in der NATO bleiben?
An Bord der Mavi Marmara, die mit Gewalt die israelische Blockade des Gaza-Streifens durchbrechen wollte, waren nicht etwa friedliche und humanitäre Bürger, sondern zu allem bereite türkische Aktivisten der Organisation IHH, die zum Umfeld von Milli Görüs gehört. In der Wikipedia heißt es dazu:
Bei der türkischen IHH seien durch türkische Behörden im Jahre 1997 Waffen, Sprengstoff, Anleitungen zum Bombenbau sowie eine Dschihad-Flagge sichergestellt worden. Laut den Behörden sollten festgenommene Mitglieder der Organisation als Kämpfer nach Afghanistan, Bosnien und Tschetschenien gesandt werden.
Sie haben die israelischen Soldaten, die das Schiff nach zahlreichen Vorwarnung enterten, sofort angegriffen.
Wenn sich also jemand entschuldigen muß, dann ist das Erdogan, der diese türkische Provokation zumindest billigend in Kauf genommen hat. Jetzt führt er sich schon wieder wie ein Provokateur auf, er hetzt die arabischen Staaten auf Israel und hält in einer Region, die ohnehin schon einem Pulverfaß gleicht, auch noch scharfmacherische Reden. Will er die Unsicherheit und Schwäche Israels angesichts der Arabellion für seine Machtzwecke ausnutzen? Liebäugelt er gar damit, an der Spitze eines großen osmanischen Reiches zu stehen?
Ein solches Groß-Erdoganien wird es nicht geben, dazu hat Erdogan nun wirklich nicht das Format. Auch haben die Araber ihre jahrhundertelangen Erfahrungen mit dem Osmanischen Reich nicht vergessen.
Aber in die EU gehört die Türkei unter Erdogan nicht – und (obwohl das offenbar ein Tabu ist) eigentlich auch nicht in die NATO. Was sollen denn das für Werte sein, die Erdogan und wir gemeinsam haben? Ich kenne keine. Und ich finde es beschämend, daß Obama und Hillary Clinton zu den kriegstreiberischen Reden ihres Verbündeten schweigen. Ein Brandstifter hat in der NATO nichts verloren.
Oder geht es der NATO gar nicht mehr um die gemeinsamen Werte, sondern nur noch um Strategie, Stützpunkte, Überflugrechte? Das wäre freilich eine fatale Entscheidung. Wer wie Erdogan auf eine so unverblümte Art mit dem Feuer spielt, hat im westlichen Bündnis nichts zu suchen. Er ist – bei allen Unterschieden – auf seine Art nicht weniger gefährlich als Ahmadineschad, der sich im übrigen (genau wie Erdogan!) auf die ungebildete ländliche Bevölkerung stützt.
Die Welt wäre friedlicher, wenn es beide nicht gäbe.