Eine Geschichte aus China

Guo Yongfeng ist ein mutiger Mann. Vor zwei Jahren gründete er in Shenzhen eine Organisation, die sich mit der Korruption in China beschäftigen sollte. Die Behörden verweigerten ihm die Genehmigung – er gründete sie trotzdem.

Das chinesische Unrechtssystem reagierte wie gewohnt: Guo wurde schikaniert und immer wieder verhaftet und verhört. „Unbekannte“ griffen ihn auf der Straße mit Messern und einem Baseballschläger an und und verletzten ihn schwer. Das alles kennt man, die chinesischen Kommunisten handeln, vor allem auf der unteren und mittleren Ebene, wie gewöhnliche Verbrecher, die Schutzgeld eintreiben. Sie hetzen das Lumpenproletariat auf jeden, der ihnen gefährlich werden könnte. Die ganze Partei hat mafiose Strukturen, in ihren Diensten stehen offenbar – immer auf Abruf – auch Kleinkriminelle und Totschläger.

Rollkommandos überfielen sein Haus, seine Frau, und sogar seine kleinen Kinder wurden verhört. Seine Tochter durfte ein Jahr lang nicht zur Schule gehen. Aber Guo ließ sich nicht einschüchtern, also mußte er für zwei Jahre ins Arbeitslager. Auch dort wurde er immer wieder verprügelt. Der F.A.Z. berichtete er telefonisch von seinem Schicksal (nachzulesen in der gestrigen Ausgabe):

Sie beauftragten vier Mitgefangene damit, mich zu überwachen. Wenn jemand wollte, daß sie mich schlagen, schlugen sie mich. Nach meiner Ankunft haben sie mich fast totgeschlagen.

Im Lager hat Guo seine Lebensgeschichte aufgeschrieben. Aber noch bevor er entlassen wurde, nahmen ihm die die chinesischen Behörden das Manuskript ab und vernichteten es. Auch seine Ausweisdokumente und Bankkarten wurden einbehalten.

Hier soll also ein Mensch in seiner bürgerlichen Existenz buchstäblich zerstört, er soll als Person ganz und gar vernichtet werden. Man wird ihn nicht mehr aus den Augen lassen, aus dem „überwachten Wohnen“ wird er nicht mehr herauskommen. Und man wird ihn wieder und wieder überfallen, und er wird immer Angst um seine Familie haben, denn Sippenhaft ist in China gang und gäbe. Daran sollten deutsche Museumsdirektoren denken, wenn sie wieder einmal Maotai-Schnaps trinken mit ihren chinesischen Kollegen.

Es ist an der Zeit, daß wir mit China andere Töne anschlagen. Das gebetsmühlenhafte und ganz allgemeine Erinnern an die Menschenrechte hat nichts gebracht, es ist zu einem bloßen Ritual geworden. China kann damit gut leben.

Jetzt sollten wir nach Mitteln und Wegen suchen, die für die chinesischen Machthaber wirklich schmerzhaft sind.

Das sind wir Guo Yongfeng, Ai Wei-Wei und den vielen (namenlosen!) Kämpfern für die Gerechtigkeit in China schuldig.

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