Dem Konjunktiv sein Tod

Das Sterben des Konjunktivs hat nicht erst am Ende des vergangenen Jahrhunderts begonnen, sondern schon an dessen Anfang. Als Beleg kann ich eine Stelle anführen, die Karl Kraus 1924 in der Fackel veröffentlicht hat:

Unmöglich kann man von deutschen Männern … verlangen, daß sie wissen, wie der Konjunktiv imperfecti von „erfahren“ heißt. Wollte man sie befragen, man erführe es nie, denn es entstünde entweder verlegenes Schweigen oder eine Panik, zunächst weil sie nicht wissen, was man von ihnen haben will und was das eigentlich ist, ein Konjunktiv imperfecti, dann aber würde sich vielleicht doch einer finden, der das weiß, und man erföhre es.

Und Kraus zitiert dann noch eine Stelle aus der Tageszeitung Wiener Stimmen:

Man könnte am Wesen des Geldes irre werden, erfähre man nicht, daß – –

PS: Es gibt im Internet eine von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften besorgte digitale Edition der „Fackel“, die mit einer sehr komfortablen Suchfunktion ausgestattet ist (hier zu finden). Sehr empfehlenswert!

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